Kinostart 10. Januar Kinostart 10. Januar: «Schlussmacher»
Berlin/dpa. - Es ist fürwahr eine bisweilen lästige Aufgabe: Wenn man dem ungeliebt gewordenen Partner mitteilen will, dass man sich trennt, dann steht ein unangenehmes Gespräch an, auf das man in der Regel überhaupt keine Lust hat. Wie nahe liegt da die Idee, dieses Prozedere als Dienstleistung anzubieten. Und es gibt offenbar erstens Menschen, die das Angebot ohne große moralische Zweifel in Anspruch nehmen und zweitens Leute wie Paul (Matthias Schweighöfer), die sich nicht scheuen, diesen miesen Job zu übernehmen.
Paul ist also regelmäßig für eine Berliner Agentur im Einsatz, die „professionelle“ Trennungen anbietet. Das bedeutet, dass er quer durch die Republik reist, um völlig unterschiedliche Menschen mit der schlechten Nachricht zu konfrontieren, dass sie abserviert worden sind und ab sofort alleine ihren Weg gehen müssen. Der Kerl ist selbst liiert mit der hübschen Nathale (Catherine de Léan) und gleichzeitig mit einiger Berufserfahrung auf dem Buckel inzwischen mit den nötigen Wassern gewaschen: emotionslos und mit einer ordentlichen Portion Zynismus hakt er seine Aufträge einen nach dem anderen ab. Klar: Er sieht das Geld, das jeder Auftrag ihm bringt, und er hofft außerdem darauf, in der Agentur demnächst zum Partner in der Chefetage aufzusteigen.
Es kommt zu absurden Szenen und die sind auch schon das Beste an dem leider sehr unmotivierten Film, den Schweighöfer hier auf doppelter Ebene abliefert: Der Jungstar hat nicht nur die Hauptrolle übernommen, sondern auch Regie geführt - nach „What a Man“ zum zweiten Mal. Damals war er als der Lehrer Alex selbst das Opfer einer Trennung, jetzt nutzt er quasi indirekt die Chance, zurückzuschlagen und selbst das Ende zu verkünden, wenn auch in fremden Beziehungen.
Während sein Regiedebüt durchaus gelungen war, wurschtelt sich das junge Talent hier mehr schlecht als recht durch knapp zwei Stunden voller Albernheiten und dramaturgischer Holper. Was als knackiges Roadmovie angelegt ist, wird zu einer öden Fahrt durch deutsche Beziehungslandschaften, vorbei an schlechten Gags und mit reichlich erzählerischen Missgeschicken im Gepäck. Es könnte leider von allem etwas mehr sein: Mehr Witz, mehr Biss, mehr Tempo. Deutlich mehr Schärfe hätte Paul gut getan, er bleibt doch ziemlich brav und einfach zu nett - das Potenzial der Geschichte bleibt leider ungenutzt.
Einzig Milan Peschel ist ein Lichtblick, der zum Glück einiges retten kann: Er mimt einen Mann namens Toto, den die Nachricht vom „Schlussmacher“ sehr überrascht und der sie nicht recht akzeptieren mag. So fies Paul ihm gegenüber auch sein mag, Toto heftet sich an die Fersen des Boten und durch eine Reihe unglücklicher Umstände wird der Liebeskummergeplagte zum Dauergast im Dienstwagen - was Paul gar nicht gefällt, was er jedoch auch nicht beenden kann. Toto sorgt für eine Menge Wirbel, nicht nur in Pauls Job, sondern sogar in seinem Privatleben.
Toto ist als ziemlich peinliche Figur ins Drehbuch geschrieben worden, doch Peschel schafft es zum Glück, ihn würdevoll auf die Leinwand zu bringen und in keinem Moment der Lächerlichkeit preis zu geben. Damit zieht er dem erfolgsverwöhnten Schweighöfer eine Menge Aufmerksamkeit ab, was dieser nicht so beabsichtigt haben mag, wofür er seinem Filmpartner aber dankbar sein sollte.
Schade ist das. Denn dem umtriebigen jungen Schweighöfer würde man den Erfolg gönnen. Er wandelt merklich auf den Spuren von Til Schweiger, überhebt sich aber (noch?) an dieser Aufgabe. Der für seinen Ehrgeiz bekannte gebürtige Anklamer ist jedoch sicher nicht so leicht von seinen Zielen abzubringen, wird weiter ähnliche Projekte anstoßen und neue Chancen bekommen. Die Kinozuschauer sollten es mit etwas Geduld würdigen.
Schlussmacher
Komödie, D 2012,
Regie: Matthias Schweighöfer
fsk: ab 6 Jahre
Der Film startet u. a. im UCI Dessau-Roßlau, Cinemaxx Halle, The Light Cinemas Halle-Neustadt und Cineplex Naumburg.