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Kinostart: 10. April Kinostart: 10. April: «Tödliche Entscheidung»

Von Katie Kahle 03.04.2008, 09:37
Andy (l, Philip Seymour Hoffman) und sein Bruder Hank (Ethan Hawke) sitzen in einer Szene des Films «Tödliche Entscheidung» auf eine Bank. (Foto: dpa)
Andy (l, Philip Seymour Hoffman) und sein Bruder Hank (Ethan Hawke) sitzen in einer Szene des Films «Tödliche Entscheidung» auf eine Bank. (Foto: dpa) Koch Media Filmverleih/Hart

Rom/dpa. - Ebenso wenig kann er als «Thriller» bezeichnet werden, obwohl es ihman psychologischer Spannung wahrlich nicht mangelt. Vielmehr ähneltder Streifen einer Tragödie griechischen Ausmaßes, worauf derRegisseur bereits im Originaltitel («Before The Devil Knows You'reDead») hinweist, in dem er aus einem irländischen Sprichwort zitiert:«Mögest Du eine halbe Stunde, bevor der Teufel erfährt, dass du totbist, im Paradies ankommen.»

   Erzählt wird in gut zwei Stunden die Geschichte der ungleichenBrüder Andy und Hank Hanson. Sie planen und begehen ein Verbrechen,um sich von all ihren kleinen, miesen Alltagsproblemen zu befreienund in ein paradiesisches Dasein zu fliehen - sei es auch nur füreine halbe Stunde. Während Andy von einem Wiederaufleben seinertristen Ehe mit Gina (Marisa Tomei) träumt, braucht Hank Geld, umsich aus seiner gescheiterten Existenz zu befreien. Die beidenbeschließen, den Juwelierladen der Eltern auszurauben und so nimmtdie Tragödie ihren Lauf. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass dieHoffnung der beiden auf irdische Paradiese nicht erfüllt werden wird.

   Lumet besticht mit gnadenlosen, kalten Porträts. Andy spielt denehrbaren Bürger und ist der Anständige für seine Eltern, dabei ist eres, der den verhängnisvollen Plan ausheckt ohne Rücksicht aufVerluste. Hank hingegen ist durchgehend klein, feige undeigensüchtig. Er geht auf Andys Vorschlag, die eigenen Eltern zuüberfallen ein. Im Unterschied zum älteren Bruder hat er allerdingsGewissensbisse. Und er hat nicht den Mumm, die Sache so wie geplantdurchzuziehen. Mit beeindruckender Konsequenz ist in dem Film allesmies und banal: Keiner der Charaktere ist positiv, alle betrügen oderverletzen sich gegenseitig. Selbst New York als Handlungsort ist einNew York ganz ohne Glanz und Charme.

   Alle Schauspieler überzeugen mit großartiger Darstellung: VonOscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman («Capote») als Andy undEthan Hawke (Oscar-Nominierung für «Training Day») als Hank bis hinzu Albert Finney («Erin Brockovich») in der Rolle des Vater Hanson.Einziger Makel: Lumet beschreibt den Strudel der Ereignisse, der dieFamilie Hanson in den Untergang zieht, in einem kompliziertenGeflecht aus Flashbacks und Perspektivenwechseln, dadurch wirkt derFilm teilweise kopflastig und zu lang.