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Kinostart: 06. Januar Kinostart: 06. Januar: «Ray»

Von Karin Zintz 30.12.2004, 17:32
Ray Charles (gespielt von Jamie Foxx) während eines Auftritts in Seattle (Filmszene). Regisseur Taylor Heckfords gelingt in seiner Biografie der Spagat zwischen dem vielumjubelten Musiker Ray Charles sowie dessen dunklen Seiten um Heroinabhängigkeit und Frauengeschichten. (Foto: dpa)
Ray Charles (gespielt von Jamie Foxx) während eines Auftritts in Seattle (Filmszene). Regisseur Taylor Heckfords gelingt in seiner Biografie der Spagat zwischen dem vielumjubelten Musiker Ray Charles sowie dessen dunklen Seiten um Heroinabhängigkeit und Frauengeschichten. (Foto: dpa) UIP

Hamburg/dpa. - «Lass dich nie, niemals zum Krüppel machen.» Diese Beschwörungseiner Mutter prägt den Sechsjährigen, der durch eine Krankheitseine Sehfähigkeit verliert. Geld für eine Behandlung ist nicht daund Mitleid hilft nicht weiter. Ray geht durch eine harte Schule,bis er als 17-Jähriger mit dem Bus quer durch die USA nach Seattlefährt, um sein Glück als Profimusiker zu suchen.

Schnell sitzt er in kleinen Clubs am Klavier, tingelt von Ort zuOrt und wird Band-Leader. Stur besteht er auf Respekt undGleichstellung - als Schwarzer zu Zeiten der Rassentrennung, alsBlinder, der sich seine Gage stets in Ein-Dollar-Noten auszahlenlässt, um selbst nachzählen zu können. Schließlich entdecken dieGründer des legendären Plattenlabels Atlantic Records das Talent undgeben ihm den Freiraum, Rhythm and Blues mit Gospel-Elementen zuverschmelzen: Das ist die Geburtsstunde der Soul-Musik und bedeutetdie Öffnung des «schwarzen» Genres auch für die weiße Hörerschaft.

Doch Ray Charles, der über 50 Jahre lang im Musikgeschäft war,scheint zumindest in dem Zeitraum des Filmes bis zu den 60er Jahrenimmer auch als ein Getriebener. Er wünscht sich Harmonie mit Frauund Kindern, handelt aber immer wieder gewissenlos undselbstzerstörerisch. Quälende Erinnerungen an den Tod seinesBruders, dem er tatenlos zusehen musste, suchen ihn heim.Einsamkeit, Tourneestress und Zweifel führen ihn inHeroinabhängigkeit und unzählige Frauenaffären. Zumindest derDrogenentzug gelingt ihm.

Regisseur Hackford spürt der Atmosphäre der 50er und 60er Jahrenach mit viel Sinn für Ausstattung und Details in gedämpften, sattenFarben. Nur die Rückblenden in die Kindertage des Stars, als er nochsehen konnte, glühen und leuchten auch visuell.

Die Songs von Ray Charles geben den Rhythmus vor und treiben denFilm voran. Das Problem von Musikfilmen, dass die Songs oft wiewahllos eingestreute Revue-Nummern die Handlung bremsen, taucht hierkeine Sekunde lang auf. Hits wie «I Got a Woman», «What'd I Say»,«Hit the Road Jack» oder «I Can't Stop Loving You» entwickeln sichorganisch aus der Story und werden von Jamie Foxx absolutglaubwürdig performt, obwohl der Film die Originalaufnahmen vonCharles verwendet.

Foxx, der in «Collateral» schon neben Tom Cruise überzeugte,spielt sich jetzt in preiswürdige Dimensionen: Er hat zurVorbereitung mit Ray Charles zusammen am Klavier gesessen und seinenPart genauestens studiert. Das breite Lächeln, die Stimme, derschwankende Oberkörper, der schaukelnde Gang - Foxx bringt dasUnverkennbare des Soul-Giganten auf den Punkt, ohne je parodistischzu wirken. Sein Porträt eines Mannes, der für seine Einzigartigkeitmit innerer Einsamkeit bezahlt, macht «Ray» auch für Nicht-Musikfanszum Erlebnis.

(Internet: )dpa zi xxzz mh 300131 Dez 04