1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Kinostart: 05. Mai: Kinostart: 05. Mai: «Königreich der Himmel»

Kinostart: 05. Mai Kinostart: 05. Mai: «Königreich der Himmel»

Von Caroline Bock 29.04.2005, 15:25
Filmszene aus Ridley Scotts Historiendrama «Königreich der Himmel», das am 05.05.2005 in den deutschen Kinos anläuft. (Foto: dpa)
Filmszene aus Ridley Scotts Historiendrama «Königreich der Himmel», das am 05.05.2005 in den deutschen Kinos anläuft. (Foto: dpa) 20th century fox

Berlin/dpa. - Es ist ein bildergewaltiges Epos mit vielen Kampfszenengeworden, mit einem Hauch Romantik und einer sehr plakativenToleranz-Botschaft: Religiöse Fanatiker gab es schon immer, Krieg istgrausam.

Opulent sind die Bilder aus dem Orient, märchenhaft dieHerrscherpaläste, riesig die Heere, die Scott mit digitaler Technikauf die Wüstenhügel zaubert. Allein 15 000 Kostüme wurden für denFilm gefertigt. Um zu zeigen, wie blutig die Kreuzzüge waren, lässtScott in den Schlachten die Knochen knacken und das Blut in Zeitlupespritzen, was nicht jedermanns Sache ist. «Krieg ist Krieg», sagt derRegisseur. Die Wirklichkeit der Kreuzzüge sei noch viel grausamergewesen. Er hat die Zeit zwischen dem zweiten und dritten Kreuzzuggewählt, als es einige Jahre der Toleranz gab. «Mich interessiert,warum das damals möglich war und heute nicht.»

Scott und sein Drehbuchautor William Monahan haben gründlicheQuellenkunde betrieben. «Sie wissen nicht, wer Saladin war?», fragtder Brite in Interviewrunden und referiert mit Hingabe über denweitsichtigen moslemischen Herrscher. Auch den weisen Christen-KönigBaldwin IV. gab es - wie viele andere Figuren - wirklich. Im Filmverbirgt sich der Leprakranke hinter einer silbernen Maske, vonSchauspieler Edward Norton sieht man nur die Augen.

Das - nicht ganz leicht entwirrbare - Epos beginnt im Jahr 1186.Balian (Bloom), ein junger Schmied in Frankreich, hat Frau und Kindverloren, als Ritter Godfrey von Ibelin (Neeson) mit seinem Tross beiihm auftaucht - er ist Balians Vater, wie sich herausstellt. Godfreygewinnt Balian für den Kampf um das Heilige Land. Wenig später zücktder junge Ritter zum ersten Mal das Schwert. Seine Mission: denFrieden in Jerusalem wahren, was ihm nach überstandenen Intrigen undSchlachten auch gelingt.

Interessant ist, wie sich Scott um ein ausgewogenes Bild vonMoslems und Christen bemüht. Der aktuelle Bezug ist offensichtlich,wo doch US-Präsident George W. Bush nach den Anschlägen vom 11.September von einem «Kreuzzug» gegen den Terror sprach. Die «New YorkTimes» gab das Script Islamkennern schon zu lesen, bevor der Filmüberhaupt fertig war. Scott ist sich der Verantwortung bewusst, sodass in seinem Film kein pauschales Gut und Böse zu finden ist.

Gedreht wurde die 145-minütige Saga in Spanien und Marokko. NebenReligion und Historie spielt die Romantik eine untergeordnete Rolle,was gerade die weiblichen Orlando-Bloom-Fans bedauern könnten. Nacheiner Odyssee durch Meer und Wüste begegnet Balian der märchenhaftenPrinzessin Sibylla, gespielt von der 24-jährigen Eva Green, die nachBertoluccis «Die Träumer» nun im großen Mainstream-Kino zu sehen ist.Der 28 Jahre alte Bloom («Herr der Ringe», «Troja») hat sich für denFilm einige Muskeln zulegt und empfiehlt sich wieder einmal alsActionheld und möglicher neuer James Bond.

Rund 100 Millionen Euro hat «Königreich der Himmel» gekostet. Mitseinen Spezialeffekten, der Regieleistung Scotts und seinemDiskussionswert für das Feuilleton dürfte das Ganze ein kommerziellerErfolg werden, auch wenn er wahrscheinlich nicht übermäßig vieleweibliche Zuschauer in die Kinos locken wird. In seiner Heimaterntete «Sir Ridley» Lob: Ein «sensationeller Film», schreibt die«Times». Der Observer spricht doppeldeutig vom «Leinwand-Gott».