Kinostart: 04. November Kinostart: 04. November: «Darf ich bitten?»

Hamburg/dpa. - Während Hauptdarsteller Richard Gere kaum Eindruck hinterlässt, ist seine Filmpartnerin Jennifer Lopez allerdings ein Augenschmaus.
Ähnlich wie der leitende Angestellte Shohei Sugiyama im japanischen Original fristet auch der Chicagoer Anwalt John Clark (Richard Gere) ein eher tristes Dasein zwischen Büroarbeit und routiniertem Familienleben. Zwar hat er augenscheinlich alles, was er zum Leben braucht: Eine hübsche, erfolgreiche Ehefrau, zwei Kinder, einen erfüllenden Job, ein Haus - doch wirklich glücklich ist er dabei nicht. Kaum kommt er mit der U-Bahn nach Hause, wird er von seiner karrierebewussten Frau Beverly (Susan Sarandon) allein gelassen. Das gemeinsame Familienleben bleibt auf der Strecke.
Einziger Lichtblick ist die schöne Tanzlehrerin Paulina (Jennifer Lopez), die er allabendlich von der U-Bahn aus in einem Fenster eines heruntergekommenen Tanzstudios stehen sieht. Mit ihr, die melancholisch in die Dunkelheit schaut, fühlt er sich verbunden. Um aus der Sackgasse des Alltagstrotts zu entkommen, wendet er sein Leben um 90 Grad und beginnt einen Tanzkurs in der Schule, in der Paulina arbeitet. Mit Rumba und Walzer kommt neuer Schwung in sein Leben. Wie sein japanischer Vorgänger blüht auch Clark auf und führt mit seinem Hobby ein prickelndes Doppelleben.
Der etwas hölzerne Clark harmoniert jedoch nicht mit seinem Darsteller Gere. Mimte der Frauenschwarm in dem Thriller «Untreu» (2002) überzeugend einen ernsthaften Charakter, irritiert die desillusionierte und unsouveräne Figur des John Clark eher. Die anderen Hauptrollen sind mit Sarandon und Lopez dagegen gut besetzt. Vor allem die Latino-Schönheit fasziniert in ihren eleganten und stolzen Tanzdarbietungen und bietet mit dem Film zugleich eine Hommage an den Standardtanz.
Lopez' erotische Ausstrahlung hebt sich stark von dem Rest der Tänzer ab: Bis auf ein paar schöne, gelungene Szenen zwischen Gere und Lopez, in denen Gere seinem Golden Globe für seine Rolle in dem Tanzfilm «Chicago» gerecht wird, sind die Figuren insgesamt doch eher prüde. Das Ganze verharrt dadurch im seichten Terrain amerikanischer Biederkeit und lässt wenig spannende Momente aufkommen.
In Japan, wo Berührungen zwischen Mann und Frau wenig alltäglich sind und der Gesellschaftstanz besonders für Männer als anzüglich gilt, sorgen der Tabubruch des Hauptdarstellers und die Geheimhaltung für Spannung und Tiefgang. In der US-Version dagegen überzeugen diese Ideen nicht. Vielmehr geht es um das amerikanische Tabu, offen zuzugeben, dass man unglücklich ist, obwohl man scheinbar nichts entbehrt.
«Darf ich bitten?» handelt nicht einfach von einem Mann, der in die Welt des Tanzes eintritt, sondern von Menschen, die die Chance bekommen, endlich herauszufinden, was sie schon immer sein wollten», meint Regisseur Chelsom. Der Film konzentriere sich auf den Traum, hin und wieder der Routine unseres Lebens zu entfliehen. Was jedoch bei dem Remake herauskommt, ist vor allem ein romantisches Plädoyer für Ehe und Treue, innerhalb deren Grenzen die Hauptfigur für kurze Zeit einen Ausflug in das Unbekannte wagen darf. Letztlich bleibt man als Zuschauer mit dem unguten Gefühl zurück, dass Clark nicht wirklich das erreicht hat, was er wollte.