Kinostart: 02. Juni Kinostart: 02. Juni: «Fateless - Roman eines Schicksallosen»

Hamburg/dpa. - Bei vielen Kritikerinnenund Kritikern fiel die Leinwandversion der Leidensgeschichte einesKZ-Überlebenden durch.
Kertész hat das Drehbuch zum Film selbst geschrieben und sich inInterviews immer wieder lobend über die Regie von Lajos Koltaigeäußert. In diesen Interviews verwies er nebenbei aber auch aufeinen der wesentlichen Gründe für die starke Ablehnung des Film durchviele Rezensenten. Kertész sagte während der Berlinale: «So schön wieder Junge, der mich spielt, habe ich nie ausgesehen.» Und das ist derKnackpunkt des Projekts: Die Menschen sind entweder zu eindimensionalschön, edel und gut oder böse, die Situationen wirken zu arrangiert,gestellt, konstruiert. Dadurch kann sich keine Wahrhaftigkeiteinstellen.
Das wird geradezu peinigend, wenn das nackte KZ-Grauen vonausgeklügelt anmutenden Bildern in kunstvollem Grau und Sepiagespiegelt werden soll. Da wird der schlimmste Horror des Holocaust',wird das Foltern und Morden zum ästhetisch anmutig ausgeleuchtetenTableau. Das Urteil eines Berlinale-Berichterstatters: «"Fateless"ist ein Holocaust-Film der schönen, und zwar kitschig schönenBilder.»
Wesentlich wird die Wirkung dazu durch die Musik von AltmeisterEnnio Morricone bestimmt. «Dessen Partitur grenzt ans Perverse»,schrieb der Rezensent einer auflagenstarken Berliner Tageszeitungentsetzt. Tatsächlich schwelgt der Soundtrack mit kaum auszuhaltenderWucht im Sentimentalen. In ihrem Schwulst wirkt die Musik vollkommenaustauschbar, könnte auch einem Western, einer Lovestory oder einemThriller unterlegt werden.
György Köves, das Alter Ego von Autor Imre Kertész, schildertseinen Leidensweg im Roman konsequent als Ich-Erzähler. EineErzähltechnik, die sich für das Kino nicht gut eignet. Konsequentumgesetzt würde das nämlich bedeuten, dass der Erzähler nie im Bildzu sehen ist. So etwas wurde bereits versucht, führte aber so gut wienie zum Erfolg. Denn Filmkunst lebt wesentlich davon, dass sichZuschauer mit einem Helden, einer Heldin identifizieren können. Wasbei jemandem, der nicht zu sehen ist, kaum gelingen kann. Insofernwar es von vornherein ein großes Wagnis, diesen exzellenten Roman indie Sprache des Kinos übersetzen zu wollen. Viele Kritiker des Filmsmeinen, dass es wohl besser gewesen wäre, dieses Wagnis erst garnicht einzugehen.