Kino und Fernsehen Kino und Fernsehen: Filmproduzent Gyula Trebitsch starb im Alter von 91 Jahren

Hamburg/dpa. - Persönlichkeiten aus Film, Fernsehen und Politikwürdigten am Montag Trebitschs Lebensleistung.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) erklärte, mit Trebitschverliere Deutschland «einen der legendären Gründerväter derbundesdeutschen Film- und Fernsehbranche». Ihm seien Filme zuverdanken, «die Generationen von Kinogängern unvergesslich gebliebensind». Nach Ende der Nazi-Herrschaft habe er die Grundlagen für dieEntwicklung des deutschen Films in der neuen Demokratie gelegt.«Besonders dankbar sind wir für seine große Geste der Aussöhnung.Dass er trotz des in der KZ-Haft erlittenen Unrechts in Deutschlandgeblieben ist, war ein Glücksfall für unser Land.»
Regie-Altmeister Jürgen Roland reagierte mit tiefer Trauer:«Trebitsch ist nicht zu ersetzen», sagte er der dpa. «Mit Trebitschist einer der letzten, wenn nicht der letzte, große deutscheProduzent abgetreten.» Ihn habe eine sehr große Menschlichkeitausgezeichnet, er sei immer in hervorragender Weise mit seinenMitarbeitern umgegangen. «Sehr betroffen» äußerte sich auchSchauspielerin Evelyn Hamann: «Wir haben einen großen und wunderbarenMenschen verloren», sagte sie.
Das Studio Hamburg trauerte um seinen Gründer. Der Vorsitzende derGeschäftsführung, Martin Willich, sagte: «Gyula Trebitsch ist eineder herausragenden Produzenten-Persönlichkeiten in Deutschland. Erwird uns auch als Mensch immer Vorbild bleiben.» Trebitsch habe einHerz für Künstler, das richtige Gespür für Stoffe und großeskaufmännisches Geschick gehabt.
Der gebürtige Budapester gründete bereits 1936 in Ungarn seineerste Filmproduktion und brachte im Alter von 22 Jahren den Spielfilm«Ich vertraue Dir meine Frau an» heraus, der später in Deutschlandneu verfilmt wurde. Während des Krieges wurden Trebitsch und seineFamilie Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Er verlorzwei Brüder im Holocaust; die Eltern überlebten und wanderten späternach Israel aus. Gyula Trebitsch selbst durchlitt mehrereKonzentrationslager und wurde bei Kriegsende aus dem KZ Wöbbelin beiLudwigslust befreit.
Nach dem Krieg gründete Trebitsch gemeinsam mit seinem PartnerWalter Koppel die Gesellschaft «Real Film», die in den 50er Jahrendie Spitzenposition unter den deutschen Filmfirmen erreichte. Erproduzierte Filmklassiker wie «Des Teufels General» mit Curd Jürgensund den «Hauptmann von Köpenick» mit Heinz Rühmann. Auf dem Höhepunktder Kinowelle in den 50er Jahren setzte Trebitsch auf das jungeMedium Fernsehen und landete mit der TV-Produktion «Lysistrata» mitRomy Schneider unter der Regie von Fritz Kortner einen Hit.
1959 verkaufte Trebitsch 80 Prozent seiner Real-Film-Anteile andie NDR-Werbefernsehen-Tochter, später auch den Rest. Er blieb aberbis 1980 Geschäftsführer der später in Studio Hamburg umbenanntenGesellschaft, die zu einer der größten Produktionsfirmen in Europaheranwuchs. Daneben führte er außerhalb Deutschlands eine Reiheweiterer Unternehmen im Film- und Fernsehgeschäft oder war an ihnenbeteiligt. Nach seinem Ausscheiden bei Studio Hamburg arbeitete erals freier Produzent. Auch seine Tochter Katharina und sein SohnMarkus, zwei von drei Trebitsch-Kindern, sind im Filmgeschäft tätig.
Gyula Trebitsch wurde für sein Lebenswerk vielfach ausgezeichnet.Der Professor an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellendeKunst erhielt unter anderem 2000 den Deutschen Filmpreis in Gold.