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Kino Kino: Schauspieler O.W. Fischer starb mit 88 Jahren

03.02.2004, 07:03

Zürich/dpa. - Der Schauspieler O.W. Fischer, einer der großen Leinwandstars der Nachkriegszeit, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Das bestätigte am Dienstag der Bürgermeister von Fischers Heimatort Vernate, Sandro Soldati. In dem Dorf am Luganersee hatte Otto Wilhelm Fischer seit 1960 zurückgezogen gelebt. Neben Curd Jürgens galt Fischer, der mit Maria Schell und Ruth Leuwerik Liebespaare spielte, als einer der höchstbezahlten Schauspieler im deutschen Kino der 50er Jahre - und als charmanter Herzensbrecher. Zu seinen mehr als 40 Filmen gehören unvergessene Erfolge wie «Ludwig II.», «Hanussen» (beide 1955), «Peter Voß der Millionendieb», «Helden» (beide 1958), «Es muss nicht immer Kaviar» sein (1961) und «Frühstück im Doppelbett» (1963).

In ersten Reaktionen zeigten sich Freunde und Kollegen des großen Schauspielers bestürzt. Seine Kollegin Liselotte Pulver sagte, sie sei «sehr, sehr traurig» über den Tod ihres Filmpartners. «Er war einfach ein Symbol für meine Anfangszeit beim Film». Theatermann Veit Relin würdigte Fischer mit den Worten: «Otto Wilhelm konnte ein großartiger Schauspieler sein - wenn er ein gutes Sujet hatte.» Der frühere Präsident des Goethe-Instituts und Filmhistoriker Hilmar Hoffmann sagte: «Fischer war unverwechselbar. Fischer war immer Fischer.»

Unklar blieb zunächst der genaue Todestag Fischers. Während Soldati den vergangenen Donnerstag nannte, gaben sowohl eine Mitarbeiterin der Gemeinde als auch die Praxis von Fischers Arzt in Lugano den Sonntag an. Fischer hatte sich in ein Luganer Krankenhaus zur Beobachtung begeben. Er sei später, in einem anderen Krankenhaus, gestorben, hieß es. Ein Termin für die Beisetzung stand am Dienstag noch nicht fest.

In letzter Zeit sei es dem Schauspieler immer schlechter gegangen, berichtete die Schweizer Boulevardzeitung «Blick» am Dienstag. «Ich leide fürchterlich unter meinem Alter. Jeder Tag ist eine unerträgliche Last für mich. Ich fühle mich erschöpft und müde», hatte Fischer am 8. August 2003 in einem Interview mit der «Bild»- Zeitung erklärt.

Otto Wilhelm Fischer wurde am 1. April 1915 in Klosterneuburg bei Wien als Sohn eines Hofrats geboren. Nach dem Abitur und einigen Semestern an der Universität Wien nahm er Schauspielunterricht am Reinhardt-Seminar. Er kam nach Engagements am Theater in der Josephstadt, den Münchner Kammerspielen und dem Deutschen Volkstheater in Wien an das Burgtheater, dessen Mitglied er von 1945 bis 1952 war. In der deutschen Wirtschaftswunder-Zeit avancierte O. W. Fischer zum Kinostar. Er war seit 1942 mit der aus Prag stammenden Schauspielerin Anna (Nanni) Usell (1903-1985) verheiratet.

1956 versuchte Fischer, in Hollywood Fuß zu fassen - und stürzte tief. Die Drehaufnahmen für «Mein Mann Gottfried» wurden nach wenigen Tagen auf Grund von Differenzen mit der Filmfirma und wegen angeblicher «Gedächtnisprobleme» Fischers abgebrochen. Dieser war anschließend entschlossen, «in den Pazifik zu steigen und das Leben zu beenden», wie er sich anlässlich seines 85. Geburtstages erinnerte.

Bereits Mitte der 60er Jahre zog sich Fischer nach und nach vom Film zurück, spielte aber noch Theater und machte auch Fernsehen. Zu seinen vielen Auszeichnungen gehören sieben «Bambis», 1970 ernannte ihn der österreichische Bundespräsident zum Professor. 1987 stand Fischer nach langer Pause zum letzten Mal vor der Kamera, für die TV-Kurzgeschichte «Herbst in Lugano».