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Kino Kino: Applaus für «Das Parfum» in München

Von Cordula Dieckmann 08.09.2006, 06:26
Produzent Eichinger, die Schauspielrinnen Jessica Schwarz, Rachel Hurd-Wood, Karoline Herfurth und Regisseur Tom Tykwer bei der Weltpremiere von «Das Parfum» in München. (Foto: dpa)
Produzent Eichinger, die Schauspielrinnen Jessica Schwarz, Rachel Hurd-Wood, Karoline Herfurth und Regisseur Tom Tykwer bei der Weltpremiere von «Das Parfum» in München. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Nach der Vorführung zollten die Zuschauer vor allem Hauptdarsteller Ben Whishaw großen Beifall, der mit großer Intensität den von Düften besessenen Parfumeur-Gesellen Jean-Baptiste Grenouille spielt, der wegen seiner Obsession schließlich zum Serienmörder wird. Bejubelt wurden auch Regisseur Tom Tykwer, der renommierte britische Schauspieler Alan Rickman, Neuentdeckung Rachel Hurd-Wood und diedeutschen Darstellerinnen Karolin Herfurth und Jessica Schwarz.

«Es war ein schwieriger Film, aber auch sehr vergnüglich»,resümierte der Münchner Produzent Bernd Eichinger, der lachend mit Tykwer im Blitzlichtgewitter der Fotografen posierte. Für den Filmemacher ist mit der Premiere ein Kapitel zu Ende gegangen, dass er nur dank seiner Ausdauer zum gewünschten Ende führen konnte. Bereits als «Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders» 1985 erschienen war, zeigte er Interesse an einer Verfilmung. Trotz seiner Freundschaft mit Süskind stieß er aber bei diesem auf Granit. Erst 15 Jahre später willigte der Autor ein und ließ sich die Filmrechte seines Werkes teuer bezahlen, das inzwischen weltweit mehr als 15 Millionen Mal verkauft wurde.

Wer darauf gehofft hatte, Patrick Süskind bei der Premiere zuentdecken, wurde enttäuscht. «Ich glaube, dass er diese Art vonÖffentlichkeit einfach nicht aushält», hatte Eichinger zuvor bereitsvermutet. Außerdem hatte der eigenwillige und völlig zurückgezogenlebende Süskind erklärt, er wolle nicht an dem Film beteiligt sein.

Die Schauspieler waren umso begeisterter von ihrem Projekt. «Ichhabe wirklich außerordentliche Erfahrungen mit Euch gesammelt. Ichwerde so stolz sein, Teil dieses Films zu sein», verkündeteHollywood-Star und Oscar-Preisträger Dustin Hoffman («Rain Man») -wenn auch nur per Videobotschaft vom Filmfestival in Toronto. Im Filmspielt Hofman mit viel Witz und Eindringlichkeit den ParfumeurGiuseppe Baldini, der seine besten Zeiten längst hinter sich hat.Erst als Grenouille mit seinem außergewöhnlichen Geruchssinn bei ihmin die Lehre geht und geniale Duftkompositionen kreiert, erblüht seinGeschäft wieder neu.

50 Millionen Euro hat der Film verschlungen, der sich damitbislang teuerster deutscher Kinofilm nennen darf. Für dieses Geldentführt «Das Parfum» den Zuschauer in das Frankreich Mitte des 18.Jahrhunderts und lässt ihn immer wieder in duftenden Lavendelfeldernund romantischen Landschlössern schwelgen. Doch für das Publikum wares sicher oft segensreich, die Gerüche nicht wirklich alle in derNase zu haben. 2,5 Tonnen Fisch und eine Tonne Fleisch ließ Tykwerauf einem noblen Platz im Zentrum Barcelonas verteilen, um dort denstinkenden und verdreckten Pariser Fischmarkt des 18. Jahrhundertsentstehen zu lassen. «Was nach kurzer Zeit ziemlich gestunken hat»,erinnert sich der Regisseur. «Und dann musste das Ganze oft am selbenTag auch wieder weggeräumt werden.»

Von Fischgestank und Dreck war bei der Premiere wenig zu sehen.Hübsche Frauen in dünnen Kleidchen stöckelten über den roten Teppich,eingehüllt in Wolken gut duftender Parfums. Auch FernsehmoderatorinNina Ruge und Schauspielerin Bettina Zimmermann machten da keineAusnahme und lächelten gekonnt in die Kameras.

Ein Duftkino, bei dem die Zuschauer im Saal neben Bild und Tonauch Gerüche wahrnehmen können, hätte sich Tykwer für «Das Parfum»aber auf keinen Fall gewünscht. «Das wäre für mich die Kapitulationder Mittel des Kinos», sagte er bei der Premiere. «Gerüche muss manin der Vorstellung der Zuschauer schaffen können, das ist einkünstlerischer Vorgang.»