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Kindheitstrauma mit Folgen: Mairowitz' Hörspiel «Die Schellacks»

04.07.2007, 11:35

Basel/dpa. - Es war ein traumatisches Erlebnis für den Jungen. Auch als Erwachsener steht ihm die Szene noch deutlich vor Augen: Sein Ball gerät aus der Flugbahn, stürzt mit Karacho auf das Grammophon und zerstört eine der vom Vater so innig geliebten Schellack-Schallplatten. Als Strafe lässt der Alte seinen Sohn immer wieder die schrecklich zerkratzte Platte anhören - eine Qual. Der Vater selbst hat diese Begebenheit ganz anders erlebt. Aber er kann sich schon lange nicht mehr mitteilen, er lebt senil und vor sich hinbrabbelnd in einem Altenheim.

In David Zane Mairowitz' Hörspiel «Die Schellacks» hört nur der Außenstehende die innere Stimme des alten Mannes. Ein halbes Leben lang hat der Sohn entfremdet von seinen Eltern jenseits des großen Teiches gelebt, jetzt besucht er nach vielen Jahren seinen Vater wieder. Er sucht die Schellack- Sammlung seines Vaters, um sie zu Geld zu machen. In Rückblenden und mit Einspielungen von Jazzsongs, Opern- und Kampfliedern wird der Vater-Sohn-Konflikt erzählt. Doch es kann keine Annäherung mehr geben. Sprecher sind Albert Hetterle (Vater) und Daniel Minetti (Sohn), der Enkel von Bernhard Minetti.

(Christoph Merian Verlag, Basel, 50 Min., Euro 12 ISBN 978-3-8561-6310-5)