Kinderfilmfestival Kinderfilmfestival: Schlingel geht ins Kino
CHEMNITZ/DPA. - Davon konkurrieren 95 Beiträge um die mit 25 000 Euro dotierten Preise. Viele der internationalen Produktionen werden erstmals in Deutschland gezeigt. Weil die meisten noch nicht synchronisiert sind, werden Übersetzungen im Kino live eingesprochen.
Sachsens Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) bekannte sich zum Selbstverständnis des Festivals als "Gegenpart" zum kommerziellen Kino. Das vielfältige Programm trage hoffentlich dazu bei, "nicht den so genannten Mainstream zu konsumieren, sondern auch Spaß und Interesse an außergewöhnlichen Filmen zu fördern", sagte sie zur Eröffnung. Tatsächlich versteht sich das 1996 als "Kinderfilmschau" gegründete Festival vor allem als Forum für unabhängige aktuelle Produktionen.
Festivaldirektor Michael Harbauer nutzte die Aufmerksamkeit zur Festivaleröffnung und beklagte eine Geringschätzung für das Genre. "Regisseure und Produzenten in Deutschland empfinden es zumeist als Ballast, wenn sie einen solchen Film machen", sagte er. "In Skandinavien gilt es dagegen als Auszeichnung." Harbauer verlangte ein Umdenken in der Filmförderung. Zudem kritisierte er den aus seiner Sicht zu hohen Stellenwert US-amerikanischer Filme im Vergleich zu europäischen Produktionen. "Die kulturelle Vielfalt Europas spiegelt sich jedenfalls in deutschen Kinos nicht wieder."
Dies führe dann dazu, dass Kinderfilme jährlich nur 0,5 Prozent der deutschen Kinobesucher erreichten. "Dabei sind die Kosten etwa für die Synchronisation nicht höher als bei Filmen für Erwachsene. Aber dem Kinder-Genre werden geringere Einnahmepotenziale nachgesagt", so Harbauer. Dies habe sehr viel damit zu tun, dass Filmvorführungen nachmittags nicht so viel Geld einspielen wie abends. Auch deshalb hält Harbauer Änderungen bei den gängigen Anfangszeiten und Vorgaben des Jugendschutzes für angebracht.
Die EU-Finanzkrise in der EU macht derweil auch vor dem "Schlingel" nicht halt. Über die Vergabe des Kinderfilmpreises werden dieses Mal nämlich nur 16 Kinder aus acht Ländern entscheiden. Eigentlich wären es noch zwei mehr: Allerdings mussten die Vertreter aus Griechenland angesichts der wirtschaftlichen Lage ihres Landes absagen, wie es hieß.