Karriereende Karriereende: Wolfgang Petry hört nach 30 Jahren auf
Köln/Ludwigshafen/dpa. - Schlagersänger Wolfgang Petry (54) hatnach 30 Bühnenjahren überraschend sein Karriereende verkündet. «Ich möchte in Würde gehen, ein Zurück wird es nicht geben», sagte derauch «Wolle» genannte Sänger am Samstagabend bei der Verleihung derPlatin-Stimmgabel für sein Lebenswerk in Ludwigshafen. Seinezahlreichen Fans reagierten völlig fassungslos.
Zum Abschied sang Petry ein Medley mit Songs seiner langjährigenBühnenkarriere wie «Wahnsinn» und «Verlieren, Verloren» sowie dasAbschiedslied «Die Jahre Mit Euch». Die Verse «Wer weiß, wann wir unswiedersehen» wurden mit anhaltendem Beifall, aber auch mitTränenausbrüchen quittiert. Am kommenden Freitag (22.9.) wird zuPetrys 55. Geburtstag sein neues Album «30» auf den Markt kommen -mit dem Titel «Die Jahre Mit Euch».
«Ich fühle mich ziemlich leer nach diesem Abend», sagte Petry imAnschluss der dpa. «Ich habe den Abend lange geplant, war sehr nervösund bin ehrlich gesagt froh, dass er jetzt zu Ende ist. Trotzdem binich sehr glücklich, dass meine Fans mich nach der Veranstaltungumarmt und gestreichelt haben, denn ich habe ihnen immer Zuneigunggeschenkt und große Liebe zurückbekommen.»
Starrummel und Erkältungskrankheiten hätten ihm sein Leben alsMusiker verleidet, sagte Petry der Künstleragentur Allendorf Media.«Der Auftritt bei Dieter Thomas Heck in der Goldenen Stimmgabel istder letzte meiner Karriere. Ich habe bei Heck in der ZDF-Hitparadeangefangen, jetzt höre ich bei Heck auf. Der Kreis schließt sich.»Das ZDF überträgt am 24. September um 20.15 Uhr die Veranstaltung.
Nach Angaben der Künstleragentur wurden Petrys Schallplatten undCDs mehr als zehn Millionen Mal verkauft. «Es ist schön, ein Musikantzu sein, aber es ist grausam, ein Star zu sein», erklärte Petry.«Mich hat die zunehmende Bekanntheit nachdenklich und verschlossengemacht. (...) Du kommst ins Hotel, drei Uhr nachts, total kaputt undwillst sofort ins Bett. Da steht der Hoteldirektor plötzlich vor Dirund schwingt eine Rede. Das ist furchtbar. Für mich war dasirgendwann eine Form von Freiheitsberaubung.»
Zudem habe er seine Stimme im Laufe der 30 Bühnenjahreüberbeansprucht, berichtete Petry. Wegen langer Autogrammstunden innasskalten Stadien und zugigen Hallen habe er auch in immerschnellerer Folge unter Erkältungskrankheiten gelitten und dagegen zuviele Medikamente genommen. «Ich wusste, das kann ich nicht noch 20Jahre machen. Wenn dich die Hoteldirektoren und die Gaffer an derAmpel nicht umbringen, dann tun es die Pillen.» Trotz aller Arzneienhabe er manchmal die hohen Töne nicht mehr getroffen.
Nun will der Schlagersänger ein neues Leben beginnen. «Erst einmalbrauche ich ein wenig Pause», verriet Petry der dpa. «Danach planeich mit meiner Frau eine Weltreise. Mit ihr möchte ich die letztenJahre meines Lebens genießen. Zehn Jahre später wäre dies vielleichtnicht mehr gegangen.» Außerdem freue er sich auf die Zeit mit seinemEnkel, einem vier Monate alten kleinen Jungen.
Was er sich sonst noch wünsche? Auf dem Kölner Weihnachtsmarkt inder Schlange zu warten und niemand sagt: «Mensch Wolle, geh dochvor». Petry: «Ich möchte mich hinten anstellen.»