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Karlsruhe Karlsruhe: Ausstellung zeigt Macht und Reichtum Karthagos

Von Susanne Kupke 21.09.2004, 06:01
Christoph Adler, Restaurator beim Badischen Landesmuseum Karlsruhe, arbeitet am Montag (20.09.2004) im Karlsruher Schloss einem Marmor-Sarkophag der Isispriesterin, der aus dem 4./3. Jahrhundert v. Chr. stammt. (Foto: dpa)
Christoph Adler, Restaurator beim Badischen Landesmuseum Karlsruhe, arbeitet am Montag (20.09.2004) im Karlsruher Schloss einem Marmor-Sarkophag der Isispriesterin, der aus dem 4./3. Jahrhundert v. Chr. stammt. (Foto: dpa) dpa

Karlsruhe/dpa. - «Das große Carthago führte drei Kriege. Es warnoch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es warnicht mehr auffindbar nach dem dritten.» Mit diesen ebenso knappenwie treffenden Worten umschrieb der Schriftsteller Bertolt Brecht1951 die Geschichte Karthagos. Sehr viel ausführlicher widmet sichdie Ausstellung «Hannibal ad portas - Macht und Reichtum Karthagos»dem Thema. Die Präsentation - nach Angaben des BadischenLandesmuseums die «weltweit erste umfassende Darstellung» desAufstiegs der phönizischen Kultur bis zum Untergang Karthagos im Jahr146 v.Chr. - ist von diesem Samstag an (25. September) bis zum 30.Januar im Karlsruher Schloss zu sehen.

Von dem karthagischen Feldherrn Hannibal und seinem Zug über dieverschneiten Alpen mit 37 Kriegselefanten hat fast jeder gehört. Dochwer weiß schon von den vielen Errungenschaften dieser Kultur auf demGebiet des heutigen Tunesiens - etwa von der phönizischen Schrift,aus der unsere Buchstabenschrift abgeleitet wurde.

«Das Reich Karthagos hat lange im Schatten der griechischen undschließlich der - siegreichen - römischen Kultur gestanden», sagtMuseumsdirektor Prof. Harald Siebenmorgen. Anhand von rund 500Exponaten aus Tunesien, Spanien, Italien, England und Frankreich solldas Porträt einer vielschichtigen antiken Hochkultur entstehen. Vieleder kostbaren archäologischen Funde sind erstmals in Deutschland zusehen.

Der Besucher findet sich zu Beginn der großen Sonderausstellungdes Landes Baden-Württemberg vor einer riesigen Karte wieder. Siezeigt die Ausmaße des Reiches, das sich im 7. Jahrhundert vorChristus zur bedeutendsten See- und Handelsmacht im westlichenMittelmeerraum entwickelt hatte. Elfenbeinschnitzereien, Krüge,Teller, Öllampen, Frauenporträts, Schmuck, Handspiegel,Schminkkästchen und steinerne Miniaturmöbel sollen die Wohn- undLebenskultur greifbar machen.

Es folgt der Gang durch den «heiligen Bezirk» mit prächtigenMarmorsarkophagen, Votiv- und Grabstelen, Urnen, Götterbildern undeiner im Originalmaßstab nachgebauten Grabkammer. Breiten Raumbekommt die umstrittene These von Kinderopfern, die die Karthagerihren Göttern dargebracht haben sollen. Nach Untersuchungen der inden Gräbern gefundenen Knochen waren die Kleinkinder schon tot, bevorsie dem Feuer geopfert wurden.

Virtuelle Rekonstruktionen, Modelle von Bauten und Schiffen sollendie Seemacht veranschaulichen. Zu sehen ist ein Modell dereinzigartigen, runden Hafenanlage als Zentrum der Militärmacht, dielange Zeit das Mittelmeer beherrschte. So übernahm das 814 v.Chr.gegründete Karthago (phönizisch: neue Stadt) im 7. Jahrhundert denSchutz der Phönikerstädte Siziliens gegen die Griechen. Im 6.Jahrhundert hatte es Kolonien in Sardinien, Sizilien, Spanien,Gallien und an der Westküste Afrikas.

Mit der Expansion Roms prallten beide Staaten aufeinander.Sizilien wurde zum ersten Zankapfel und letztendlich zum Kriegsgrund.Der Konflikt mit dem römischen Reich wurde in drei großen Kriegenausgetragen, die Punische Kriege genannt werden. In den beiden erstenPunischen Kriegen wurde die Kraft Karthagos gebrochen. Der dritteendete mit der Eroberung und Zerstörung der Stadt (146 v.Chr.). Anden berühmten karthagischen Feldherrn und Staatsmann Hannibal(247/46-183 v.Chr.), der den Römern gefährlich nahe kam - «Hannibalad portas» (Hannibal vor den Toren) - erinnern Büsten und einkostbarer römischer Brustpanzer aus Bronze, der zu den schönsten undbesterhaltenen Rüststücken der Antike gehören soll.

Zum Ende widmet sich die Ausstellung dem Mythos Karthago, der auchviele Künstler faszinierte, vom Komponisten Hector Berlioz bis hin zudem Schriftsteller Gustave Flaubert («Salambo», 1862).