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Jürgen Roland Jürgen Roland: Krimi-Altmeister im Alter von 81 Jahren gestorben

23.09.2007, 17:34
Film -und Fernsehregisseur Jürgen Roland (Foto: dpa)
Film -und Fernsehregisseur Jürgen Roland (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Das teilte derNorddeutsche Rundfunk (NDR) am Sonntag mit. Roland gehörte zu den«Männern der ersten Stunde» in Deutschlands Fernsehgeschichte und warseit mehr als einem halben Jahrhundert in der Branche tätig. Kollegenund Schauspieler würdigten am Sonntag die Kontinuität desFilmemachers, der auch mit dem TV-Dauerbrenner «Großstadtrevier»(seit 1985) eine Erfolgsgeschichte schrieb.

Roland, der mit bürgerlichem Namen Schellack hieß und am 25.Dezember 1925 als Sohn eines Kaufmanns in Hamburg geboren wurde, warfasziniert von dem Beruf und der Arbeit der Polizisten in einemGroßstadt-Revier. Mit seiner Vorliebe für dieses Metier gewannder Regisseur und Autor das Publikum. Gemeinsam mit DrehbuchautorWolfgang Menge begründete er in den 50er Jahren ein neues Genre imdeutschen Fernsehen, in dem Kriminalfälle nachgestellt wurden -milieugerecht, authentisch und unterhaltsam. «Aber die Zusammenarbeitwar manchmal auch schwierig. Er wollte immer vorne sein und ich dochauch», sagte Menge (83) am Sonntag. Er schrieb unter anderemDrehbücher zu dem Kinofilm «Polizeirevier Davidswache» (1964) und fürdas «Stahlnetz» (1958-1968).

NDR-Intendant Jobst Plog zählte Roland zu den «ganz großenPionieren des deutschen Fernsehens». Er habe dieses Medium geprägtwie nur wenige andere; Roland werde unvergessen bleiben. Für HamburgsFilmregisseur Dieter Wedel war sein Kollege «der Krimikönig»schlechthin. «Wer über Jahrzehnte solch ein Renommee genießt wieJürgen Roland und "Straßenfeger" produziert, der hat wirklich etwasdrauf», sagte Wedel. «Jürgen Roland hatte ein Gespür für das, wasbeim Publikum ankommt, und ein Gespür für gute Schauspieler.»

Mehrfach drehte Hildegard Krekel (55) mit Roland. «Er war äußersthumorvoll, hatte stets gute Laune, mit der er alle ansteckte undverstand, das Leben zu genießen», sagte die Schauspielerin. Sie hatteRoland mit 17 Jahren bei ersten Rollen in Hamburg kennengelernt. «Erwar ein absoluter Könner. Es war eine Pracht mit ihmzusammenzuarbeiten», sagte auch Joachim «Blacky» Fuchsberger.

Schon als Schüler zeigte Roland ein Faible für das Theater undführte mit seinen Freunden selbstverfasste Krimis auf. 1950 besuchteer die Fernsehschule der BBC in London, bevor er als Redakteur beimheutigen Norddeutschen Rundfunk (NDR) anfing. Schon damals berichteteRoland gern aus St. Pauli und wurde zum Kenner der «sündigen Meile».Für das Fernsehen drehte der Regisseur unter anderem die Krimi-Quiz-Reihe «Dem Täter auf der Spur»(1967-1973), die Rekordeinschaltquotenbis zu 64 Prozent erreichte. In seinen Filmen habe er sich immerbemüht, «ein guter Reporter mit der Kamera zu sein», sagte derRegisseur einmal. Auch seine Edgar-Wallace-Streifen hatten ihr Fans.

Für seine Arbeit erhielt der zweifache Vater, dessen TochterJessica Schellack in seine Fußstapfen getreten ist, mehrereAuszeichnungen - vom Deutschen Filmpreis bis zur Goldmedaille derPolizeigewerkschaft. Selbst der Ruhestand konnte denleidenschaftlichen Zeitungsleser und FC-St.-Pauli-Fan nicht davonabhalten, an weiteren Filmprojekten zu arbeiten. Viele Einladungensagten Roland und seine Ehefrau Eva jedoch ab. Roland: «Das ist fürLeute gedacht, die gesehen werden müssen und in der Zeitung stehenwollen. Ich habe genug für die Unsterblichkeit getan.»