Jugendsprache Jugendsprache: Wer sagt «hartzen» für gammeln?
München/ddp. - Für manche ist es eine witzige Sprach-Aktion, für andere ein peinliches Anbiedern an Jugendliche: Ein Jury unter Federführung des Langenscheidt Verlags in München hat des Jugendwort 2009 gekürt - das Rennen machte «hartzen» für gammeln, rumhängen oderarbeitslos sein. Auf Platz 2 kam «bam» für cool, wie der Verlag amDienstag in München mitteilte. Auf Platz 3 kam der «Bankster» (ausBanker und Gangster) für einen Bankangestellten, der in derFinanzkrise spekulative Geschäfte macht.
Doch es gibt auch Kritik an der intransparenten Auswahl: Im Forumder Internetseite «jugendwort.de» appelliert ein Kritiker an dieVerantwortlichen, aufzuhören, «sich an die Jugend ranzuwanzen! Dasist noch peinlicher als Ignoranz.»
Der Verlag hatte im vergangenen Jahr erstmals das aktuelleJugendwort küren lassen - damals war «Gammelfleischparty» ausgewähltworden für Feiern von über 30-Jährigen und ebenfalls auf Kritikgestoßen. Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmannbemängelte damals: «Damit werden per se Millionen von Menschenbeleidigt.» Und auch von der diesjährigen Entscheidung dürftenBenachteiligte der Gesellschaft, die auf Hartz-IV-Unterstützungangewiesen sind, kaum begeistert sein.
Im Forum der Jugendwort-Internetseite des Verlags fragt MatthiasT. in einem Eintrag, ob denn ernsthaft niemand merke, dass es dieseWörter gar nicht gebe und wenn, dann nur in der Fantasie einzelner.Es sei blamabel, wenn sich ein renommierter Verlag wie Langenscheidtzu einem so absurden Wettbewerb hinreißen lasse. Auch andere Kritikerbemängelten in ihren Einträgen, dass die angebliche Jugendsprachenicht sehr realitätsnah sei.
Auf Platz 4 setzte die Jury das Wort «Rudelgucken» für PublicViewing und auf Platz 5 «Pisaopfer» für einen Schulabgänger mitmangelnder Allgemeinbildung. In einer Internet-Abstimmung mit 45 000Teilnehmern waren der Mitteilung zufolge die Top 15 der aktuellenJugendwörter ausgewählt worden, aus denen die Jury dann wiederum dieGewinner aussuchte.
Auch andere beinharte, fast diskriminierende, Begriffe standen fürdas Internet-Votum zur Auswahl, darunter «AOK-Chopper» für einenRollator, «Knieschoner» für einen Hängebusen oder «Schnecken-TÜV» füreinen Frauenarztbesuch.