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Jubiläum Jubiläum: «Zur Dame verdammt, dem Adel verpflichtet»

Von Hilmar Bahr 24.09.2004, 05:55
Die Schauspielerin Margot Hielscher steht vor der Premiere des Winterprogramms des Circus Krone in München in der Manege. (Archivfoto vom 25.12.2003: dpa) (Foto: MZ)
Die Schauspielerin Margot Hielscher steht vor der Premiere des Winterprogramms des Circus Krone in München in der Manege. (Archivfoto vom 25.12.2003: dpa) (Foto: MZ) dpa

München/dpa. - Baroninnen und Gräfinnen gab sie Eleganz undNoblesse, nur eine Fürstin fehlte bisher im Repertoire: MargotHielscher schmunzelt bei dieser Feststellung. Dennoch - die Damescheint ihr zumindest als Schauspielerin auf den Leib geschrieben zusein. «Zur Dame verdammt, dem Adel verpflichtet», fasst MargotHielscher, die am Mittwoch (29. September) ihren 85. Geburtstagfeiert, zumindest einen Teil ihres langen Schauspielerlebens mit 50Spielfilmen und 200 Fernsehproduktionen zusammen, das als Vamp undDiseuse noch zur Ufa-Zeit begann.

Entdeckt wurde die in Berlin geborene Tochter eines Bankkaufmanns,als sie als Kostümbildnerin bei der Heinz-Rühmann-Produktionarbeitete. In dem Carl-Froelich-Film «Das Herz der Königin»debütierte sie 1940 als cholerische Gespielin Zarah Leanders. Bereitsein Jahr später setzte sie Helmut Käutner in dem Film «AufWiedersehen Franziska» erstmals als Vamp ein. Willi Forst war esdann, der sie geradezu ermunterte, diesen Typ noch stärker zubetonen. Mit großzügigem Dekolleté verwirrte sie in seinem 1942produzierten Film «Frauen sind keine Engel» nicht nur Curd Jürgens.

Diese Art von Sex-Appeal ging dem Propagandaministerium zu weitund brachte ihr den Verweis ein, nicht so amerikanisch-lässig zuspielen. Doch genau dies schien Margot Hielscher zu lieben. Einezweite Karriere schloss sich nach Kriegsende an, als sie mit der 43Mann starken Band des US-Soldaten Gene Hammers auf eine zweijährigeTournee ging. Während sie ihre Leidenschaft für den Jazz demdeutschen Filmpublikum zuliebe noch stark gedrosselt hatte, konntesie in dieser Live-Show so richtig loslegen: Bei ihren Mitternachts-Sessions riss es selbst gestandene Jazzer von den Sitzen.

Diese von ihr als Ersatz für die «obligatorischen Schmierenjahre»bezeichnete Zeit mündeten in dem zusammen mit Peter van Eyck undHans Söhnker gedrehten Film «Hallo, Fräulein» - einer ihrer größtenNachkriegserfolge. 3sat zeigt die locker inszenierte musikalischeKomödie am 29. September (14.00 Uhr). Nach eher unbedeutenden undwenig anspruchsvollen Leinwandkomödien bewies sie ihre enormeWandlungsfähigkeit in den Thomas-Mann-Verfilmungen «Der Zauberberg»und «Dr. Faustus». Einem Millionenpublikum präsentierte sie sichMitte der 60er Jahre beim Prominenten-Fernsehplausch «Zu Gast beiMargot Hielscher» und später bei Serien wie «Rivalen der Rennbahn»oder im «Nelkenkönig».

Die bewegten Zeiten und das bewegte Leben, das sie mit Show-,Musik- und Leinwandgrößen von Benny Goodman über Duke Ellington bisHerbert von Karajan, Gary Cooper, Kirk Douglas, Orson Wells und GeneKelly zusammenführte, endeten spätestens nach einem schwerenAutounfall, der sie längere Zeit arbeitsunfähig machte. Nun konntedie für ihre Verdienste um den deutschen Film mit einem Filmband inGold geehrte Darstellerin sich mehr um ihr Privatleben und ihreLiebe zu Tieren kümmern. «Hunde und Pferde sind mir die liebstenMenschen», sagt die Jubilarin und verrät, dass sie eine TV-Folge«Prominente und ihre Tiere» plant.