Jubiläum Jubiläum: Neoexpressionist A.R. Penck wird 65 Jahre alt

Köln/dpa. - Als Maler, Grafiker und Bildhauer gehört A.R. Penckin der internationalen Kunstszene zu den gefragtesten deutschenGegenwartskünstlern. Am 5. Oktober wird der Vertreter desNeoexpressionismus, der eigentlich Ralf Winkler heißt, 65 Jahre alt.Zur Berühmtheit verhalfen ihm vor allem seine schemenhaftenStrichmännchen, die er bereits vor gut 40 Jahren zum Leben erweckte.Typisch für A.R. Penck sind auch seine «Standart»-Bilder und«Weltbilder», in denen er mit einem eigenen Symbol- und Zeichensystemdie Wirklichkeit allgemein verständlich erklären will.
Der vielseitige Autodidakt blickt auf ein unstetes Leben mitAusflügen in die Musik- und Literaturszene und mehrfach wechselndenWohnsitzen zurück. Wirbel um seinen Geburtstag mag der gebürtigeDresdner, der derzeit in Irland lebt, nicht. «Er gibt zu solchenAnlässen keine Interviews», heißt es in der Kölner Galerie MichaelWerner, die vor gut 35 Jahren erstmals in Westdeutschland PencksWerke ausstellte.
Bereits als Zehnjähriger malte A.R. Penck Ölbilder. Seitdem schufer Holzschnitte, Tuschezeichnungen, Aquarelle, Radierungen,Holzplastiken, Bronzearbeiten und Marmorskulpturen. Dabei reduziertder Künstler, der auch als «Vater der neuen Wilden» bezeichnet wird,in seinen teilweise großformatigen Arbeiten mit markantenFarbakzenten die Realität auf Symbole, die an prähistorischeHöhlenmalerei erinnern. Wohl nicht zufällig wählte der Mann mit demimposanten Vollbart sein Pseudonym nach dem 1945 verstorbenenGeologen und Eiszeitforscher Albrecht Penck.
Die ersten Künstlerjahre stellten sich für A.R. Penck nicht inrosigen Farben dar. In der DDR lehnte ihn der offizielle Kunstbetriebals dekadent ab. Die wichtige Mitgliedschaft im Verband BildenderKünstler wurde ihm 1969 verwehrt. Mehrfach wurden seine Bilder vonder Stasi beschlagnahmt. Ursprünglich hatte Penck Steinbildhauerwerden wollen, aber keine Lehrstelle gefunden. So gehörten seit Mitteder 50er Jahre nach abgebrochener Werbezeichnerlehre zeitweise auchJobs als Nachtwächter, Fabrikarbeiter, Heizer und Briefträger zuseinem Alltag.
In den 70er Jahren arbeitete Penck mehr und mehr für Galerien imWesten. Erstmals wurden seien Bilder dabei 1968 vom Kölner GaleristenMichael Werner gezeigt. Seine Werke musste er häufig alsGeschenkpakete getarnt verschicken. Seine Arbeiten wurden zubegehrten Markenartikeln. Anfang der 70er Jahre gründete A.R. Penckdie Künstlervereinigung «Lücke TPT» mit, deren Bilder erst 20 Jahrespäter viel Beachtung fanden.
1980 wurde A.R. Penck aus der DDR ausgebürgert und zog zunächstnach Kerpen bei Köln. 1983 siedelte er nach einem längeren Aufenthaltin Israel nach London über. Zuvor hatte der unverheiratete Vaterdreier Kinder auch ein Atelier in Berlin bezogen. 1989 wurde er alsProfessor an die Kunstakademie Düsseldorf berufen.
Pencks Arbeiten sind bisher weltweit in mehr als 100Einzelausstellungen - etwa in Japan, Europa und den USA - sowie in250 Gruppenausstellungen gezeigt worden. Der Künstler kann sich auchmit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Kunstpreis der Stadt Aachen(1985) schmücken. Neben der bildenden Kunst wirkte A.R. Penck auchals Herausgeber, Buchillustrator und Lyriker und komponierteJazzmusik. Er versuchte sich sogar als Gitarrist und Schlagzeuger.Eine Karriere als Musiker blieb ihm allerdings nach vernichtendenKritiken bisher verwehrt.