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Jubiläum Jubiläum: «Ich kann mich nicht sonderlich leiden»

Von Andrea Wimmer 14.06.2007, 15:42
Herbert Feuerstein wird 70! Aus diesem feierlichen Anlass treffen sich Harald Schmidt (r.) und Herbert Feuerstein erstmals seit langer Zeit an einem Tisch. (Foto: dpa)
Herbert Feuerstein wird 70! Aus diesem feierlichen Anlass treffen sich Harald Schmidt (r.) und Herbert Feuerstein erstmals seit langer Zeit an einem Tisch. (Foto: dpa) WDR

Köln/dpa. - Jede Menge Fans hat er trotzdem.Spätestens seit «Schmidteinander», als er mit Harald Schmidt alsdessen Prügelknabe Furore machte, ist der Journalist und Experte für intellektuellen Blödsinn aus deutschen Medien nicht mehr wegzudenken.An diesem Freitag wird Grimme-Preisträger Feuerstein 70. DochGeburtstage mag er auch nicht.

«Mir fehlt die Einsicht, dass ein Geburtstag was Besonderes seinsoll.» Gefeiert habe er noch nie. «Unglaublich blöd und verlegen»käme er sich vor, würde er jetzt plötzlich eine Party veranstalten.Damit auch wirklich niemand kommt, hat er «Ausladungen» verschickt,wie der gebürtige Österreicher mit Wohnsitz in Brühl bei Köln betont.

Unter anderem an Harald Schmidt, in dessen Sendung er kürzlichwieder extra widerborstig aufgetreten ist. Trotzdem wird Schmidt imFernsehen der einzige prominente Gratulant sein. Das WDR-Fernsehenwidmet den beiden am Feuerstein-Geburtstag ein Special. Bei derAufzeichnung der Sendung auf einem Rheinschiff wurde Feuerstein voneinem Sternekoch bewirtet, obwohl er sagt: «Eigentlich bin ich keinGenussmensch. Normalerweise kann man mich jagen mit edlem Essen.»

Zu den wenigen Dingen, die Feuerstein mag, gehört sein Job, den ernie «Beruf» nennen würde. «Das wäre unfair den Leuten gegenüber, diefrühmorgens in die Arbeit losziehen und abends zurückkehren», meinter. «Ich bin ein freier Mensch, ich gehe meiner Neugier nach, und dieandern sind so lieb und bezahlen mich dafür.» Hart für Geld arbeitenmuss er nicht mehr, seit er 20 Jahre bis Ende 1991 dieSatirezeitschrift «MAD» geleitet hat. Für das Fernsehen war ererstmals 1984 als Autor der «Michael-Braun-Show» (WDR) tätig, dannmit «Wild am Sonntag» (1986), später mit Harald Schmidt bei«Pssst...» (1989-1995) und «Schmidteinander» (1990-1995).

Der 1,65 Meter «große» Brillenträger ist weit mehr als ein TV-Komiker, den er beispielsweise als historischer Stuntman «Spartakus»in der «Wochenshow» gab. Eigentlich ist er unvergleichlich, einUnikum, das in verschiedenen Medien zu Hause ist, ob als Ratefuchsbei der Wiederauflage von «Was bin ich?» und in «Genial daneben» oderals Berichterstatter in «Feuersteins Reisen». Er hat vier Büchergeschrieben mit Titeln wie «Frauen fragen Feuerstein und siebenandere F-Wörter». Rund 200 Lesungen hat er in den vergangenen fünfJahren gehalten.

Er tritt in Opern auf, als Amtsdiener Frosch in der «Fledermaus»oder als Erzähler in Brechts «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny».Sehr gern präsentiert er im Hörfunk oder auf Festival-Bühnenklassische Konzerte. Er ist «dilettantischer Fachmann», wie er sichselber nennt, in Rückschau auf sein abgebrochenes Musikstudium in den50er Jahren am Salzburger Mozarteum.

Manches, was er erzählt, klingt eher traurig. Das Musikstudium seineben dem Priesterseminar die einzige Möglichkeit gewesen, demdüsteren Elternhaus zu entkommen. 1960 zog er nach New York, wo erals Journalist begann. «Die Kindheit war furchtbar. Die zehn Jahre inNew York waren interessant, aber schwierig.» Feuerstein sieht sichvor allem als Journalist. Obwohl er auch viele Schauspiel-Auftrittehatte - beispielsweise als Kidnapper von Mutter Beimer in «Entführungaus der Lindenstraße» oder zuletzt als «kleiner Mann» im Kinofilm«Vollidiot». Er sei «nicht sonderlich begabt» meint er, aber: «Ichkann zu jedem Thema irgendwas Sinnloses sagen. Und die meisten Leuteglauben, es sei lustig.»

Er ist ziemlich ausgebucht, aber nicht gestresst, solange er dieChance zum Rückzug hat. Während des Karnevals beispielsweise meideter Köln konsequent, sonst leidet er «wie ein Tier». Falls ihm das dieKölner übel nehmen sollten - der nächste Film wird sie versöhnen: In«Crazy Race IV» spielt er den Dombischof, «eine entscheidende Rolle,denn ohne mich würde der Dom abgerissen. Ich rette ihn.»