Jubiläum Jubiläum: Die Feuersteins werden 50

WASHINGTON/AFP. - Die Steinzeit ist seit etwa 5000 Jahren vorüber, ganz einig sind sich die Wissenschaftler bei der Datierung nicht. Die kleinen Sorgen und Freuden des Alltags waren damals, glaubt man jedenfalls den Feuersteins und ihren Steinzeit-Freunden, genau dieselben wie heute. Und wer wollte ihnen keinen Glauben schenken? Fred Feuerstein und seine Zeitgenossen im Lendenschurz verkörpern das Leben mit all seinen Hochs und Tiefs so zeitlos und herzerwärmend, dass sie auch heute noch, 50 Jahre nach ihrer TV-Premiere, zu den beliebtesten Cartoon-Figuren zählen.
Am 30. September 1960 lief die erste Feuerstein-Episode im US-Fernsehen. Fred Feuerstein, der knorrig-herzliche Einfaltspinsel im Leopardenfell, wurde auf Anhieb zum Publikumsliebling. Der Erfolg der Serie war bahnbrechend: Zeichentrick, bis dahin nur als Klamauk-Format von wenigen Minuten Dauer bekannt, stieg zur anerkannten Abendunterhaltung für Erwachsene auf. Die Feuersteins waren die erste Cartoon-Serie, die zur besten Sendezeit in den USA lief. Jeden Freitagabend um halb neun sammelten sich Millionen vor den TV-Schirmen, um Fred Feuersteins Freudenschrei zu hören: «jabba-dabba-duuuu!"
Den Erfolg verdankte die Serie neben ihrem trockenen Witz vor allem ihrer Lebensnähe. Das Publikum erkannte sich in den Feuersteins wieder. Denn deren Leben mit Brontosaurus-Steak und Widderhorn-Telefon, mit Felsrad-Mobil und dackelartigem Haus-Saurier war nur die Kulisse für Menschen und Geschichten, die eigentlich im amerikanischen Vorortleben der 50er und 60er Jahre verwurzelt waren. Es ging um Aufstiegshoffnung und Abstiegsängste, um Ärger mit den Vorgesetzten, um Kegelausflüge und Grillparties mit den Nachbarn.
Fred Feuerstein ist ein Faulpelz und Großmaul mit großem Herzen. Mit seinem Nachbarn und Freund Barny Geröllheimer glaubt er unerschütterlich an das, was ein paar Jahrtausende nach der Steinzeit einmal als «amerikanischer Traum» die Phantasie der Menschen beflügeln sollte. Fred und Barny verfolgen dabei ihr Streben nach Erfolg mit einer Kindsköpfigkeit, zu der nur erwachsene Männer wirklich fähig sind - und bleiben am Ende immer das, was sie schon sind: kleine Leute. Vernunft und Lebensklugheit zeigen nur ihre Ehefrauen Wilma und Betty.
Die Steinzeit verdankt ihren Namen der Annahme von Wissenschaftlern, dass die Menschen damals vor allem Werkzeuge aus Stein benutzt haben. Die legendären Cartoon-Zeichner Bill Hanna und Joe Barbera, Schöpfer der Feuersteins, waren da natürlich erfinderischer. Witziges Markenzeichen der Serie ist der Einsatz prähistorischer Tiere als Haushaltsgerät: Mit dem Säbelzahntiger wird der Rasen gemäht, die Rolle des Mülleimers übernimmt ein Hängebauchschwein, der Schnabel eines Vogels dient als Ton-Nadel am Plattenspieler, das Duschwasser kommt direkt aus dem Rüssel eines Mammuts.
Kreativ ist auch der Umgang der Steinzeitbewohner mit der Sprache. Viele Wortneuschöpfungen mit Stein- und Felsbezug prägen die Serie. «Donnerkiesel, ist ja steinstark», sagt Fred, wenn er erstaunt ist. «Mein Bernstein» ist ein Kosename. Zwischen 1960 und 1966 flimmerten fast 190 Folgen über die US-Bildschirme, wie in Deutschland werden sie bis heute ständig wiederholt. Die Feuersteins blieben immer, was sie sind, sie haben aber andere Leute reich gemacht: Kinofilme, Lizenzgebühren und Auftritte als Werbefiguren für Hamburger, Vitamintabletten, Cornflakes und anfänglich sogar für Zigaretten haben hunderte Millionen Dollar eingebracht.