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Johnossi: Freunde unterwegs

11.04.2008, 13:14

Hamburg/dpa. - «Dass wir ein Duo sind, spielt bei unserer Musik eigentlich keine große Rolle», findet John Engelbert, seines Zeichens Sänger und Gitarrist bei der Zweier-Combo Johnossi.

Über drei Jahre ist es schon her, seit sich die Kritikerlieblinge aus Schweden mit ihrem gleichnamigen Debüt erstmalig vorgestellt haben. Nun geben sie mit dem energiegeladenen «All They Ever Wanted» ein zweites Lebenszeichen von sich.

Kennengelernt haben sich John Engelbert und Johnossi-Schlagzeuger Ossi Bonde schon zu Schulzeiten. Und schnell stand fest, dass sich die beiden Schweden musikalisch auf einer Wellenlänge befinden. «Uns geht es in erster Linie darum, brillante Songs zu schreiben und diejenige Magie zu erhalten, die immer dann entsteht, wenn wir gemeinsam Musik machen. Als wir die besagte Magie zum ersten Mal entdeckten, war das eine absolut überwältigende Erfahrung», erinnert sich Frontmann John an diese Zeit zurück.

Was dann folgte, war ein einziger Triumphzug: 2005 erschien ihr selbstbetiteltes Debüt auf dem kleinen Indielabel Rekord Musik, nur kurze Zeit später nahmen The Soundtrack Of Our Lives die beiden Freunde mit auf Tour und nach massenhaftem Kritikerlob wurde das Label V2 auf sie aufmerksam. Die Plattenfirma nahm Johnossi nicht nur unter Vertrag, sondern legte das Debütalbum noch einmal neu auf und machte die Band auch außerhalb von Schweden bekannt.

Den deutschen Indie-Fans stellten sich John und Ossi, die für ihre schweißtreibenden Shows bekannt sind, im Vorprogramm von Mando Diao und den Sportfreunden Stiller vor. Jetzt stellen sie ihr neues Album auf einer ausgedehnten Tour als Headliner vor.

Auf «All They Ever Wanted» besinnen sich Johnossi auf das, was sie am besten können: Große Melodien. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger bewegt sich das Album zwar ein wenig weg vom Pop hin zum Rock, hat jedoch an Rohheit, für die das Duo bekannt ist, nicht eingebüßt. Und auch textlich hat sich Sänger John weiterentwickelt. War der Erstling noch geprägt von dem Thema «Liebe», bewegt sich «All They Ever Wanted» zwischen allen erdenklichen menschlichen Abgründen hin und her. Da ist zum Beispiel der fröhlich klingende «Train Song», dessen tragische Geschichte so gar nicht zu der Melodie passen will: Es geht um einen Jungen, der Mordgedanken gegenüber seinen Adoptiveltern hegt. Oder der leicht countryesk angehauchte Song «Bobby», in dem John über das Schicksal eines Verbrechers sinniert.

Wie schon bei dem Debüt schaffen es Johnossi auch auf «All They Ever Wanted» ein dicht geflechtetes Soundgerüst zu kreieren. Dass die beiden nur zu zweit sind, mag man oft kaum glauben. So lädt der Opener «18 Karat Gold» auf altbewährte Art auf eine Reise durch die zehn abwechslungsreichen Songs des Albums ein. Nach und nach steigern sich Schlagzeug und Gitarre, bis auch Johns Gesang völlig in ein fast schon srceamoartiges Geschrei ausbricht. Und auch die erste Singleauskopplung «Party With My Pain» besticht durch ihren einwandfreien Mitgrölcharakter. Typisch für Johnossi trommelt sich Ossi die Seele aus dem Leib. Neben den ganzen Rocksongs zeigt sich die Zweier-Combo aber auch von ihrer melancholischen Seite. «In The Mystery Time Of Cold And Rain» ist eine wunderschön ruhige Ballade, bei der das Schlagzeug nur kleine Highlights setzt. Im Vordergrund stehen allein Johns Stimme mit dem hohen Widererkennungswert und seine Gitarre, die seinen Gesang begleitet. Bei diesem Song sind wohl die meisten Parallelen zum Vorgänger zu finden. Und auch «Lie Lie Lie» besticht durch seine Zurückhaltung.

«All They Ever Wanted» ist eine konsequente Weiterentwicklung in die richtige Richtung. Vom Scheitern an der berühmt-berüchtigten zweiten Platte sind Johnossi weit entfernt. Und trotzdem sind John und Ossi erfrischend normal geblieben und so betont der Frontmann: «Wir sind keine Band, das sollte inzwischen klar sein. Wir sind einfach nur zwei Freunde, die das sind und das tun, wofür sie geschaffen wurden.»

www.johnossi.de

www.vertigo.fm