Johannes Strate bei "The Voice Kids" Johannes Strate bei "The Voice Kids": "Das Nein nett verpacken"

Berlin - Herr Strate, Sie lösen Tim Bendzko ab Freitag als Juror bei The Voice Kids ab. Wie ist es dazu gekommen?
Johannes Strate sitzt in der neuen Staffel von The Voice Kids mit den Musikern Lena Meyer-Landrut und Henning Wehland in der Jury (Start: Freitag, 21. März, 20.15 Uhr, Sat 1). Er ersetzt den Sänger Tim Bendzko.
Der 34-Jährige ist Sänger der deutschen Band Revolverheld. Sie steuerten unter anderem den offiziellen Fan-Song zur Fußball-Europameisterschaft 2008 bei. Ihr aktuelles Album heißt „Immer in Bewegung“.
JOHANNES STRATE: Als die Anfrage kam, hatte ich spontan ein gutes Gefühl und total Bock drauf. Eigentlich finde ich Castingshows ganz schlimm. In Deutschland gibt es ja leider das Problem, dass die Leute oft unvorbereitet vor die Kamera gezerrt werden. Bei DSDS setzt man wissentlich auf Leute, die ganz offensichtlich nicht singen können - damit das ganze Land über sie lachen kann. Diese Leute gehen dann mit einem Schaden daraus hervor. Das ist niederträchtig und das Allerletzte.
Läuft das bei The Voice anders?
STRATE: Bei The Voice Kids weiß ich, dass das Team sehr akribisch darauf achtet, dass die Teilnehmer in einem gefestigten Umfeld sind. Psychologen und Lehrer gucken sich vorher die Schulen, Familien und das ganze Umfeld an. Während der Aufnahmen leben die Kids mit ihren Eltern im Hotel und haben ganz normal Unterricht. Die sollen gar nicht das Gefühl haben, dass der rote Teppich ausgerollt wird und sie jetzt der Superstar sind. Klar, es gibt diesen Moment auf der Bühne. Aber da werden die Kinder sehr gut drauf vorbereitet. Und sie können alle sowieso unglaublich gut singen. Da gibt es keinen Grund, sich über sie lustig zu machen, weil alle einfach ein wahnsinnig hohes Niveau haben.
Trotzdem muss man als Jury viele Kinder nach Hause schicken. Wie schwer ist das?
STRATE: Es ist natürlich der schwierigste Teil für uns Coachs. Aber wir versuchen erstens, das "Nein" immer sehr nett zu verpacken, und zweitens können diese Kinder das dann auch tragen. Weil sie wissen, die Welt geht nicht unter. Weil sie wissen, sie können singen. Weil sie wissen, hier mal ein "Nein" bedeutet nicht, dass es immer nur ein "Nein" gibt.
Sie sind seit rund einem Jahr selbst Vater. Würden Sie Ihren Sohn in ein paar Jahren zu The Voice schicken?
STRATE: Hinschicken würde ich niemanden. Der Impuls muss von den Kindern selbst kommen. Ich würde mit meinem Sohn drüber sprechen, wie groß sein Bedürfnis ist und worum es ihm geht. Mein Sohn könnte über mich aber auch anders Kontakt zur Musikszene aufnehmen. Aber natürlich haben nicht alle Kinder einen Fuß in dieser Tür. Wenn er zu The Voice gehen wollte, würde ich sagen: "Mach!" Bei DSDS würde ich sehr lange mit ihm diskutieren, glaube ich. Da hätte dann aber auch meine Erziehung versagt.
Ob DSDS Kids oder The Voice Kids - es geht um Kinder. Sehr junge Kinder. Bei denen dauert es noch Jahre, bis sie ihre Karriere selbstständig planen können.
STRATE: Bei The Voice gibt es am Ende keinen Plattenvertrag und das große Versprechen, dass es jetzt auf die Bühne geht. Der Gewinner bekommt eine Ausbildungsförderung, über die er mit 18 verfügen kann. Die letzte Gewinnerin, Michelle, geht auch ganz normal weiter zur Schule und wird nicht Justin-Bieber-mäßig verheizt. Ich fände es toll, wenn die Show im besten Fall eine Entscheidungsfindung ist und die Kids danach wissen: Das war nichts für mich. Oder aber: Das will ich unbedingt machen.
Mit Ihrer Band Revolverheld haben Sie zuletzt mit "Ich lass für dich das Licht an" einen ziemlichen Youtube-Clickhit gelandet - und einen echten Heiratsantrag sehr öffentlich gemacht.
STRATE: Klicks sind natürlich immer ein ganz guter Gradmesser, aber auch nur bis zu einem gewissen Maß. Bis jetzt haben wir nur positive Reaktionen bekommen. Die Leute können wohl mit so einem Antrag noch etwas anfangen. Es war alles authentisch und nichts gestellt oder inszeniert, ich glaube, das spüren die Leute. Der Antragsteller ist ein alter Kumpel von mir. Wenn sie "Nein" gesagt hätte, wäre dieses Video allerdings nie erschienen.
Das wäre eine harte Blamage gewesen.
STRATE: Da hätte er mir natürlich viel mehr leidgetan als wir und unser lächerliches Video. Das ist ein bisschen Kohle für die Tonne, aber für ihn wäre es das Ende der Welt gewesen. Aber es war klar, dass sie "Ja" sagt.
Wäre das auch etwas für Sie - ein Heiratsantrag in der Öffentlichkeit?
STRATE: Da ich in der Öffentlichkeit stehe, wäre das nichts für mich. Die beiden werden nicht wirklich mit dem Video in Verbindung gebracht, niemand weiß, wo sie leben, wer sie sind. Als Z-Promi wäre mir das zu viel. Wenn ich nicht in einer Band singen würde, hätte ich es aber cool gefunden. Ich hätte meinen alten Freund ja auch niemals in etwas reingelabert, von dem ich nicht überzeugt wäre.
