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Johann Gottfried Schnabel Johann Gottfried Schnabel: Auf zur Insel Felsenburg

Von Wolfgang Knape 19.02.2002, 17:39
Karte der Insel Klein-Felsenburg.
Karte der Insel Klein-Felsenburg. MZ/Archiv Lizenz

Halle/MZ. - Der war am 7. November1692 im dortigen Pfarrhaus zur Welt gekommen.

Genau 300 Jahre später fand im Blauen Saaldes Stolberger Schlosses eine Gedenkveranstaltungfür Schnabel statt, der seit 1724 in der Residenzder Stolberger Grafen gelebt und daselbstunter dem Pseudonym Gisander unter anderemseine mehrbändige "Insel Felsenburg" verfassthatte, ein Roman, der von den einen als bestedeutsche Robinsonade, von anderen als bemerkenswerterEntwurf einer Gesellschaftsutopie gelobt wird.Die Schnabel-Forschung begann vor rund 100Jahren. Geburtsort und -datum des Schriftstellerswurden erst 1891 ermittelt. Eine systematischebiografische Forschung ließ lange auf sichwarten. Vereinzelten Funden standen (und stehennoch immer) beträchtliche Lücken gegenüber.Wo und wann "Gisander" starb, ist bis heuteungeklärt.

In den letzten Jahren hat sich in Sachen Schnabeleine Menge getan. 1997 erschien in der Reihe"Haidnische Alterthümer" (in der die LieblingsbücherArno Schmidts publiziert werden) im VerlagZweitausendeins die vollständige Ausgabe der"Insel Felsenburg" als Neusatz. Das "verlegerischeJahrhundertwerk" erschien zusammen mit einemausgezeichneten Nachwortband des HamburgerGermanstikprofessors Günter Dammann. Dankder Unterstützung der Deutschen Forschungsgesellschaftist die Umsetzung eines von Günter Dammanneingereichten Projektes nun möglich geworden.Am Mittwoch um 16.15 Uhr wird die InternationaleTagung "Das Werk Johann Gottfried Schnabelsund die Romane und Diskurse des frühen achtzehntenJahrhunderts" im Interdisziplinären Zentrumfür die Erforschung der Europäischen Aufklärungin den Franckeschen Stiftungen eröffnet. Biszum 23. Februar werden Referenten von Japanbis Polen und aus Deutschland über Schnabelund seine Zeit diskutieren.

Da geht es um das Rosenkreuzerische in der"Insel Felsenburg", um die Gärten im Roman,um die Darstellung der muslimischen Welt inden Werken der Frühaufklärung, um Thomasius'Affektenlehre und um Liebe und Ehe anno 1730.Dass das Aufklärungs-Zentrum dieser TagungGastrecht gewährt, hat auch seine Logik. InHalle hatte Schnabel als Waise aus Sandersdorfsein geistiges Rüstzeug erworben - an derLatina der Franckeschen Stiftungen.