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Jens Streifling Jens Streifling: Per Hurrikan in die Stadt der Jugend

Von Steffen Könau 01.04.2003, 15:49

Halle/Köln/MZ. - Ein Sprung, der dann doch nie stattfand. "In Halle-Neustadt lernte ich meine heutige Frau Maren kennen und die hatte einen Ausreiseantrag gestellt", erzählt der Mann, der bei der deutschen Rocklegende BAP als musikalischer Direktor fungiert. Er habe damals gesehen, "dass es mit der DDR so nicht mehr lange weitergeht". Und so fiel die Wahl zwischen sozialistischem Rock-Ruhm und Freundin nicht schwer. Jens Streifling verließ das gemachte Nest und fing in Köln noch einmal ganz von vorn an.

Bereut hat der 36-Jährige diese Entscheidung nie. "Allerdings habe ich schon mal gezweifelt", erinnert er sich. Bei seinem ersten Engagement im Westen zu Beispiel, das ihn nach Kanada führte: "Ein Vierteljahr habe ich da mit einer Trachtenkapelle ,Rosamunde' gespielt."

Danach will er es "endlich wieder richtig krachen lassen". Die eigene Band Viva La Diva ist ein Achtungserfolg, Streifling steht beim Anti-Rassismus-Konzert "Asch Huh" mit den Rockgrößen Wolfgang Niedecken und Lindenberg auf der Bühne. Bei einem Auftritt ausgerechnet in der alten Heimat Halle erreicht ihn dann Niedeckens Anruf mit der Bitte, bei BAP einzusteigen. "Da war ich völlig geplättet." Acht Jahre ist das her, und längst ist Jens Streifling eine der bestimmenden Figuren bei BAP. "Ich gehöre zum Sturm, ich muss an die Kante, wenn Wolfgang nach hinten geht", sagt er selbstbewusst.

Streifling schreibt Songs für BAP, er prägt das Gesicht der Deutschrock-Institution. Aber nebenher fand er die Zeit, während einer BAP-Kreativ-Pause ein Solo-Album einzuspielen. "Hurricane" heißt das und es enthält "all die Songs, die ich auf Tour im Hotel geschrieben habe." Sanfte Pop-Songs sind das zumeist, hochmelodische Stücke, die klingen, als habe Tom Petty sich mit Coldplay zum Jammen getroffen. Musik, die Spaß macht, Musik mit Konsequenzen aber auch: "Wenn ein Album fertig ist, muss es veröffentlicht werden; wenn es veröffentlicht ist, musst du auch auf Tour." Sein Solo-Debüt machte Jens Streifling so zum Chef des eigenen Labels "Streifzug Records", die künftig auch andere Bands unter Vertrag nehmen soll.

Und der Hurrikan bläst den umtriebigen Multi-Instrumentalisten außerdem endlich wieder in die Stadt seiner Jugend, wo "ich noch haufenweise alte Musiker-Freunde habe". Das Konzert am Samstag im "Turm" wird so mit Sicherheit ein ganz besonderes: "Wir werden den Leuten bestimmt eine richtig klasse Show bieten."

Streifling live am Samstag im Studentenklub Turm