1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Jazztage Leipzig: Jazztage Leipzig: Unterhaltsames Erbe mischt sich mit Zukunfts-Lektionen

Jazztage Leipzig Jazztage Leipzig: Unterhaltsames Erbe mischt sich mit Zukunfts-Lektionen

Von Ulrich Steinmetzger 18.10.2004, 16:25

Leipzig/MZ. - Leipzig ist auch ein guter Ort für den Jazz, weil an seiner Musikhochschule eine Jazzabteilung existiert und weil die Stadt alljährlich ein Stipendium für junge Musiker vergibt. Es ist Tradition, dass die Jazztage dem Preisträger ihr Podium öffnen. Und also stand der 28-jährige Saxophonist Marcus Kesselbauer auf den Brettern des Opernhauses. Er verheimlichte seine Aufregung nicht, spielte sich aber mit seinem fitten Quintett zunehmend frei. Und er sollte im Fortgang zum Hans im Glück werden.

Wenig später nämlich rief ihn James Carter, der Gigant aus Detroit, während seines Sets noch einmal auf die Bühne. Es begann eine spontane Session, eine unverhoffte Lehrstunde für Kesselbauer, der sich wacker hielt neben dem fintenreichsten, intensivsten und elegantesten Instrumentalkollegen der Gegenwart. Carters Auftritt war der unumstrittene Höhepunkt dieses Festivals, ein Konzert, wie man es nur alle paar Jahre erlebt, frisch swingend vor pumpender Hammond-Orgel und treibendem Schlagzeug, auf der Höhe der Zeit, voller Finessen und Energie.

Dieses Festival lebte vom klug konzipierten Spannungsbogen aus unterhaltsamen Erbe-Anverwandlungen und trendsetzenden Stars. Die Schweizerin Erika Stucky etwa überraschte mit einem Hendrix-Programm, das sich qualitativ von den vielen Epigonen unterschied. Gianluigi Trovesi zappte humorvoll durch seine ganz eigene Musikgeschichte, die Brüder Rolf und Joachim Kühn, die aus Leipzig in die Welt gegangen waren, kamen zum Plündern des großen amerikanischen Liederbuchs zurück, und Bugge Wesseltoft faszinierte mit seinen neuen Jazzkonzepten.

Die haben keine Berührungsängste mehr zu Ambient und den Dancefloors der Clubs und perlten als elektrifizierte Endlosschleife, ehe zum Abschluss mit dem Pianisten McCoy Tyner ein echter Weltstar ein großes und vitales Festival-Finale aus den Tasten zauberte.