Jaumanns wahrscheinlich letzter Montesecco-Krimi
Berlin/dpa. - Die traurige Nachricht zuerst: Mit dem Krimi «Die Augen der Medusa» hat Bernhard Jaumann wohl zum letzten Mal das italienische Dorf Montesecco als Schauplatz gewählt. Zumindest verlassen viele Bewohner nach der Tat den sowieso schon weitgehend entvölkerten Ort.
Die gute Nachricht: Der Roman ist ebenso unterhaltsam wie seine zwei Vorgänger «Die Vipern von Montesecco» und «Die Drachen von Montesecco».
Im Gegensatz zu den ersten Montesecco-Krimis kommt diesmal kein Dorfbewohner ums Leben. Das Auto eines bekannten Staatsanwalts wird vor dem Ort von mehreren Granaten zerfetzt. Der Mafia-Jäger und sein Fahrer sind sofort tot. Der Verdacht fällt auf einen Heranwachsenden aus dem Ort, der sich mit Geiseln in seinem Haus verschanzt haben soll. Spezialeinheiten der Polizei riegeln den Ort ab, einen Tross Journalisten im Schlepptau.
Die Dorfbewohner reagieren erst apathisch. Dann gewöhnen sie sich an die Situation und arrangieren sich mit ihr, bis sie schließlich das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Diesen Prozess setzt Jaumann genüsslich in Szene, dabei deftige Seitenhiebe gegen Polizei und Medien austeilend. Das wirkt an der einen oder anderen Stelle übertrieben, aber in Erinnerung an die Politik- und Medienskandale der vergangenen Jahre liegt der Autor wahrscheinlich gar nicht so verkehrt.
Richtig genießen kann den Roman allerdings nur, wer mindestens einen der Vorgängerkrimis gelesen und sich dabei mit den Dorfbewohnern angefreundet hat. Denn die Gruppendynamik der untereinander zerstrittenen und doch verschworenen Gemeinschaft macht den Charme der Romane aus.
Jaumann knüpft auch bewusst an die früheren Geschichten an. So lässt er in «Die Augen der Medusa» einen Journalisten in der Vergangenheit des Ortes schnüffeln. Das Ergebnis der Recherche versieht er mit dem Titel: «Die Saat der Gewalt. Montesecco - das kriminellste Dorf Italiens». Und am Ende hat er damit gar nicht so Unrecht.
Bernhard Jaumann
Die Augen der Medusa
Aufbau Verlag, Berlin
296 S., 19.95 Euro
ISBN: 978-3-351-03243-2