Jason Lytle: Ein Eigenbrötler schnuppert Höhenluft
Berlin/dpa. - Erste Reunion-Konzerte von Grandaddy gab es schon, ein neues Album der Band soll angeblich bald folgen. Bis dahin können sich Fans der vor 20 Jahren gegründeten US-Indierocker zunächst über die Solo-Aktivitäten des Grandaddy-Frontmannes Jason Lytle freuen.
Dafür besteht durchaus Anlass, denn mit «Dept. Of Disappearance» (Anti/Indigo) hat der immer etwas spinnert wirkende Lytle ein starkes Stück Psychedelic-Pop im Angebot. In elf solo eingespielten und produzierten Songs folgt der 43-Jährige bedingungslos seinem Hang zu Harmonie und Wohlklang. Flauschige Synthesizer, weiche Drums, warme Gitarrensounds und Lytles schläfrig raunende Stimme suchen sich ein gemütliches Plätzchen zwischen The Flaming Lips und Air.
Inhaltlich scheint es dem Mann aus dem US-Bundesstaat Montana die Bergwelt angetan zu haben, in der er auf den Cover-/Booklet-Fotos eifrig herumkraxelt und die er gleich mehrfach besingt: «Matterhorn» und «Last Problem Of The Alps» sind zwei besonders schöne Beispiele für das seit jeher sensible, luftige Songwriting des Herrn Lytle.
Die wunderbare Pianoballade «Somewhere There's A Someone» könnte auch den Abspann eines melancholischen Science-Fiction-Films veredeln und gerät mit einer Länge von gut sechs Minuten zum Zentrum und Höhepunkt dieses Eigenbrötler-Albums. Mit dem sogar achtminütigen «Your Final Setting Sun» drückt Lytle auf der Zielgeraden nochmal etwas aufs Gaspedal, ehe «Gimme Click Gimme Grid» mit elektronischen Spielereien sowohl ELO als auch dem Spacerock der 70er Jahre frönt.
Abwechslungsreicher hätte auch ein Grandaddy-Album - zwischen 1997 und 2006 gab es davon immerhin vier - nicht ausfallen können. Die Wartezeit auf ein neues Werk seiner alten Band hat Jason Lytle uns jedenfalls trefflich verkürzt.