Japan Japan: Architekturstar Kenzo Tange ist gestorben

Tokio/dpa. - Experten nennen ihn in einem Atemzugmit dem Brasilianer Oscar Niemeyer oder dem Schweizer Le Corbusier.
1913 als Sohn eines Bankmanagers auf der japanischen Insel Shikokugeboren, verbrachte Tange einen Teil seiner Kindheit im besetztenChina. Nach dem Besuch der Oberschule in Hiroshima graduierte er 1938an der Universität Tokio und arbeitete im Büro von Kunio Mayekawa,einem ehemaligen Mitarbeiter des französischen Architekten, Malersund Designers Le Corbusier (1887-1965).
Bereits früh versuchte der Japaner, avantgardistische Strömungenmit traditioneller Baukunst seiner Heimat zu kombinieren, wandte sichjedoch später immer mehr dem international praktiziertenArchitekturstil zu.
1949 wurde Tange zum Professor ernannt, promovierte aber erst zehnJahre später mit einer Arbeit über die planerische Struktur von Tokio- ein Thema, das sein Lebenswerk wie ein roter Faden durchzieht. Vorallem in den 50er Jahren beeindruckte Tange mit seinem Konzept, dasdie Schlichtheit Le Corbusiers und Japans Bautradition verbindet. Daserste seiner Werke war 1949 das Friedenszentrum in dem von derAtombombe zerstörten Hiroshima als Bezugspunkt des Wiederaufbaus.
Zum ersten Mal verband er dabei die strengen und rhythmischenLinien traditioneller japanischer Baukultur mit den konstruktivenElementen moderner westlicher Architektur. Das Bauwerk wurde zumSymbol des Friedens. In Japan entstanden danach viele Rathäuser,Stadthallen und Bürobauten nach seinen Plänen. Mehr noch als derEntwurf herausragender Einzelobjekte interessierte ihn dieWechselwirkung zwischen Mensch und Architektur. Seinestädteplanerische Theorie des Metabolismus hatte großen Einfluss.
Weltweites Aufsehen erregte Tange mit seinem «Plan für Tokio» von1960, in dem der Architekt ein außergewöhnliches Konzept zurErweiterung der Millionenmetropole über der Wasserfläche der TokioterBucht mit Brücken, künstlichen Inseln und schwimmenden Parkdecksvorstellte. Darin warb er für eine Schwerpunktplanung mitherausragenden Einzelobjekten, um den baulichen Wildwuchs zu beenden.Viele dieser Ideen setzte er 1965 beim Wiederaufbau dererdbebenzerstörten Stadt Skopje im ehemaligen Jugoslawien um.
Der endgültige internationale Durchbruch gelang Tange 1964 zu denOlympischen Spielen in Tokio. Die Stadionbauten mit ihrenspiralförmig wie auch zeltartig gewölbten Hängedächern werden mit zuden schönsten Gebäuden des 20. Jahrhunderts gezählt. Zu den weiterenProjekten des Meisterarchitekten, der in seiner langen Karriere mitzahllosen Auszeichnungen geehrt wurde - darunter den PritzkerArchitektur-Preis (1987), der höchsten Auszeichnung der Branche -gehören unter anderem das spektakuläre Rathaus von Tokio, mit demTange der pulsierenden Metropole Asiens 1991 ein Denkmal setzte.
Hinzu kommen die Marienkathedrale in Tokio, das Verwaltungsgebäudeder japanischen Präfektur Kagawa. Tange schuf Werke in mehr als 20Ländern, darunter sind das Messezentrum von Bologna, der Königspalastin Dschidda (Saudi-Arabien) und der Erweiterungsbau des Art Museumsin Minneapolis, Tanges einziges in den USA realisiertes Projekt.