Jan Josef Liefers mag es ganz entspannt

Berlin - Mögliche Vorwürfe, die neue Platte seiner Band Radio Doria sei leicht, poppig oder gar zu wenig tiefgründig geraten, will Jan Josef Liefers gar nicht erst aufkommen lassen. Sie hätten bewusst keine konkreten politischen Lieder aufgenommen.
„Wir wollten eine Platte machen, als würde man eine große Hand voller Glückskekse in die Luft werfen”, sagt der Schauspieler und Musiker Liefers (53) bei der Vorstellung einiger Stücke im Sommer. „Es sollte leicht sein, es sollte wieder entspannt sein, es sollte Leute runter holen von ihrem Dampfkessel, es sollte vereinen. Und es sollte Spaß machen. Ohne dabei platt und zweidimensional zu sein.”
„2 Seiten” heißt das neue Album. Die Lieder handeln von Freundschaft, Hoffnungen und Enttäuschungen, der Liebe natürlich und den unvermeidlichen Fehlern. Die Melodien sind gefällig, in vielen Stücken treibt der Rhythmus den Gesang von Liefers vor sich her. Mal setzt kurz ein zusätzliches Saiteninstrument Akzente, an anderer Stelle ist ein Echo drunter gelegt - musikalisch nichts überraschendes.
Liefers, eher als „Tatort”-Darsteller bekannt denn als Musiker, berichtet von anfänglichen Schwierigkeiten bei der Arbeit für die zweite Platte angesichts von Flüchtlingswelle und Ausländerfeindlichkeit in den vergangenen Jahren. Um den Kopf frei zu bekommen, sei die Band vor einem Jahr in den Iran gereist. „Es ist viel leichter nach Teheran zu fliegen als in die USA”, sagt er. Trotz des Fastenmonats Ramadan sei alles voller Musik gewesen. Selbst in den Küchen hätten die Familien sofort zu Instrumenten gegriffen. „Wir sind von einem Privatkonzert ins nächste gestolpert. Und dann mit einem großen Sack voller Eindrücke zurückgekommen.”
Viel mehr als bei der ersten Platte hätten Bandmitglieder in verschiedenen Konstellationen selber Songs geschrieben, obwohl der Produzent weiter eine wichtige Rolle gespielt habe. Persönliche Erfahrungen und Eindrücke dominieren die meisten Lieder. Liefers sagt, neben der Fröhlichkeit sei ihm bei vielen Liedern eine dritte Dimension wichtig gewesen, etwas Tiefe in manchen Texten. „Da muss niemand weiter nachdenken, aber er könnte es.”
Manche Texte streifen die Grenze zum Kitsch. „Das weiße Haus” in einem blühenden Wald in Russland, umgeben von Apfelbäumen und hohem Gras, gewärmt vom Kaminfeuer und besucht von freundlichen Menschen. Zeitschriften wie „Landlust” und „Landleben” könnten auch sprachlich hier das Vorbild abgeben. Bei Liefers sind es aber die Erinnerungen an eine frühe Ehe mit einer Russin und Besuche bei deren Familie.
Im Stück „2 Seiten” spielt ein syrischen Musiker, der aus Damaskus floh und dem Liefers half, mit. Bei „Nie egal” ist der Liedermacher Reinhard Mey dabei. Liefers lernte ihn bei einem Filmprojekt kennen und ist immer noch beeindruckt: „Ich freue mich unfassbar, weil ich aus bestimmten Gründen immer schon im Hinterkopf an einen dachte, mit dem man das zusammen singen könnte, in einer Art Duett”.”
„Jeder meiner Fehler” heißt die bereits ausgekoppelte Single, es geht um ein Paar, ums Zusammenleben, um die Liebe und das Vergeben. „Man ist speziell als Mann gut beraten, wenn man irgendwann in seinem Leben mal ein Lied schreibt, mit dem man sich entschuldigen kann”, meint der Schauspieler und Sänger. Frauen hätten vielleicht einfach weniger Grund, sich zu entschuldigen als Männer. Liefers lacht. „Alles Gute, das mir im Leben passiert ist, hat mit Frauen zu tun. Und das prägt einen. Deshalb habe ich auch kein Problem damit, mal Entschuldigung zu sagen.” Die weiblichen Fans werden es mit Freude hören. (dpa)