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James Last wird 75 James Last wird 75: «Als Musiker kann man nicht einfach aufhören»

Von Dorit Koch 16.04.2004, 07:39
«So lange es geht, geht's» - Bandleader James Last denkt nicht ans Aufhören. (Foto: dpa)
«So lange es geht, geht's» - Bandleader James Last denkt nicht ans Aufhören. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Hamburg/dpa. - Er ist «wunschlos glücklich», hat mehr erreicht als er sich je erträumte - und macht trotzdem weiter: James Last, Chef der weltweit erfolgreichsten Bigband und seit Jahrzehnten im Musikgeschäft, wird 75. Doch statt den Ruhestand in seiner Wahlheimat Florida zu genießen, packt der gebürtige Bremer bereits wieder die Koffer. Wenige Tage nach seinem Geburtstag am Samstag (17. April) startet der erfolgreiche Bandleader seine Jubiläumstour mit mehr als 50 Konzerten in Europa. «Als Musiker kann man nicht einfach aufhören», sagt Last, der in seiner einzigartigen Karriere mehr als 200 Goldene Schallplatten und Platinscheiben gesammelt hat. «Es macht mir immer noch jedes Mal Spaß, auf der Bühne zu stehen.»

Seit Mitte der 60er Jahre präsentiert der Meister opulenter Streicher- und Bläserklänge mit seinem Orchester eine unterhaltsame musikalische Mischung. Der «Party-König», der 1964 seinen ersten Plattenvertrag unterschrieb, spielte mit seinen Musikern aktuelle Hits nach und mischte sie erstmals mit Partygeräuschen. Sein «Happy Party Sound» verhalf dem Orchesterchef zu einer beispiellosen Weltkarriere, rund 150 Schallplatten hat er inzwischen herausgebracht. Mehr als 80 Millionen Tonträger des Bandleaders wurden bislang verkauft, was dem Mann mit dem bürgerlichen Namen Hans Last einen Eintrag ins Guinness-Buch einbrachte.

Der «Gentleman of Music», der bei seinen Auftritten meist nur bescheiden im Takt mit den Fingern schnippt, feierte Platten- und Bühnen-Erfolge von Berlin über London bis Peking. Dennoch blieb der künstlerische Wert seiner Kompositionen und Arrangements stets umstritten. Als Weichspülmusik und seichte Einheitskost wurde seine Musik immer wieder kritisiert, doch Last steht zu seiner Arbeit: «Ich hätte nichts jemals anders gemacht», ist er überzeugt und betont stolz: «Ich habe immer das gespielt, was ich auf meiner eigenen Party hören möchte, und mich nie selbst betrogen. Die Musik, die ich mache, ist mein Leben.»

Sein Privatleben verbringt der passionierte Golfspieler, der sich auch mit Schwimmen und Laufen fit hält, vor allem im sonnigen Florida, wo er seit mehr als 30 Jahren wohnt. Fast 40 Jahre lang war er mit seiner Ehefrau Waltraud verheiratet, nach ihrem Tod 1997 durchlebte er eine Zeit tiefer Traurigkeit. Inzwischen hat der Vater einer Tochter und eines Sohnes mit Christine Grundner ein zweites Eheglück gefunden und ist zu einem begeisterten Opa geworden: «Als meine Kinder klein waren, war ich viel unterwegs und habe wenig davon gehabt. Jetzt bin ich sehr intensiv dabei und genieße das», schwärmt Last von der Zeit mit seinen sieben und zehn Jahre alten Enkeln, die ihre Sommerferien immer bei ihm in Florida verbringen.

An einen Abschied aus dem Musikgeschäft denkt er trotzdem nicht. «So lange es geht, geht's», meint der Orchesterchef, dessen Jubiläums- CD «James Last & Friends» im Herbst erscheinen soll. Zwar denke er schon gelegentlich daran, dass dies vielleicht die letzte Tour sein könnte. Angst vor dem Tod hat Last aber nicht: «Wenn der da oben mich haben will, dann geh' ich nach oben. Ich habe so viel Gutes erlebt und mit meiner Band den Menschen so viel geben können!».