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Jagd in Schorfheide Jagd in Schorfheide: Stolze Schützen, tote Tiere

Von Steffen Könau 21.09.2012, 16:07

Halle (Saale)/MZ. - Einen ähnlichen Wald gibt es nur noch in Polen, bei Bia?owies, wo früher die litauischen Großfürsten jagten. Die Schorfheide, nördlich von Berlin gelegen, wurde vor 700 Jahren durch die Markgrafen von Brandenburg zu ihrem Jagdgebiet gemacht. Albrecht der Bär führte hier den Jagdbann für das einfache Volk ein, Otto IV. lud dann Adlige und Ritter zur höfischen Jagd.

Eine Tradition, die sich über alle Zeiten und Herrschaftsformen hielt, wie Burghard Ciesla und Helmut Suter in ihrem Werk "Jagd und Macht" zeigen, das die "Geschichte des Jagdreviers Schorfheide" durch die Jahrhunderte nacherzählt. Den Markgrafen und Kurfürsten folgten die Könige und Kaiser, die Jagdgesellschaften wurden immer größer, der Aufwand höher. Friedrich Wilhelm, der sich "Soldatenkönig" nennen ließ, hielt eine Jagd-Equipage mit mehr als 100 Hunden. Eigens für die Aufenthalte draußen im Walde ließ er sich ein Jagdschloss bei Potsdam errichten, das spezielle Wildbahnen für die von ihm geliebte Hetzjagd bereithielt.

Die Mächtigen wurden aber auch nach dem Ende der Monarchie weiter magisch angezogen von Buchenurwald und Damwild. Auch der Sozialdemokrat Friedrich Ebert, der kein großer Jäger war, verbrachte seine Wochenenden am liebsten hier, in einem großen Jagdhaus am Werbellinsee.

Ihm folgte mit dem "Reichsjägermeister" Hermann Göring ein Mann, der in den Wäldern Hof hielt. Auf "Carinhall", seinem nach seiner Frau benannten Waldhof, erholten sich britische Politiker wie Lord Halifax, ein Heer von Förstern musste dafür sorgen, dass es für den Hausherren und seine Gäste immer ausreichend Wild zu schießen gab. Das erste, was die sowjetischen Soldaten nach dem Sieg taten: Auch sie gingen auf Jagd. Die Staatsspitze der DDR folgte erst später, dafür aber ab Mitte der 60er Jahre mit beständig wachsender Begeisterung. Die Schorfheide wurde nun offiziell zum "Staatsjagdgebiet" erklärt, Ulbricht, Chrustschow, Breshnew, Honecker, Mielke und Mittag gingen hier im "Wildeinstandsgebiet" einzeln und gemeinsam auf die Pirsch, auch Herbert Wehner und Helmut Schmidt wurden empfangen.

Jagd und Macht, B. Ciesla, H. Suter be.bra-Verlag, 24,95 Euro