1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Italien: Italien: Galileos Finger wiedergefunden

Italien Italien: Galileos Finger wiedergefunden

Von Katie Kahle 24.11.2009, 15:02
Der Mittelfinger des italinischen Physikers und Mathematikers Galileo Galilei steckt in einem Glas. (FOTO: DPA)
Der Mittelfinger des italinischen Physikers und Mathematikers Galileo Galilei steckt in einem Glas. (FOTO: DPA) Museo della Storia della Scienza

Rom/dpa. - Nunwill das Florentiner «Museum für die Geschichte der Wissenschaft»zwei seiner Finger und einen Zahn wiedergefunden haben. Im kommendenFrühjahr sollen die unheiligen Reliquien anlässlich derNamensänderung des Museums in «Museo Galileo» erstmals ausgestelltwerden.

 «Wir haben die abgeschnittenen Finger und den Zahn von einemSammler erhalten», erzählt Paolo Galluzzi, seines Zeichens Direktordes «Museo della Storia della Scienza», der Deutschen Presse-Agenturdpa über den Fund. «Der hat auf einer Auktion eine Galilei-Büste samtHolzkiste mit der Aufschrift "Relikte aus dem 17. Jahrhundert"erworben und beim Anblick des Inhalts Verdacht geschöpft.» Da derSammler anonym bleiben wolle, könne das Museum keine weiteren Detailsbekanntgeben. Galluzzi selbst hat jedoch keinen Zweifel, dass es sichbei den gruseligen Stücken um Körperteile des berühmten Sternguckershandelt. So war der wegen seines heliozentrischen Weltbildes verfolgteAstronom bei seinem Tod 1642 zunächst unehrenvoll unter demGlockenturm der Florentiner Kirche Santa Croce begraben worden. Beiseiner feierlichen Umbettung innerhalb derselben Basilika waren ihm1737 drei Finger, ein Zahn und ein Wirbel «entwendet» worden. Währendsich zwei dieser «laizistischen Heiligtümer» - der Mittelfinger undein Wirbel - seit Jahrzehnten in Florenz und Padua befänden, seiendie anderen gruseligen Reste seit 1905 bis heute spurlos verschwundengewesen.

 «Wir hatten aber eine genaue Beschreibung von der Person, dieAnfang des letzten Jahrhunderts Galileos Überreste und ihr Behältniszuletzt gesehen hatte», so der Museumschef. Und das nun aufgetauchte«Marmeladenglas» sei mit der Beschreibung von 1905 identisch bis aufskleinste Detail.

 Das Florentiner Museum plant nun die wiedergefundenen Körperteileim März 2010 auszustellen, wenn auch erst nach der Öffnung des Glasesund einer gründlichen «Renovierung» der guten Stücke. «Die Menschenhaben Galileo gewissermaßen als weltlichen Heiligen angesehen»,kommentiert der Museumsdirektor nicht ohne Schmunzeln. «Er war einHeld und ein Martyrer auf dem Altar der Freiheit des Geistes und derForschung», daher seien ihm auch die Finger abgetrennt worden, mitdenen er schrieb: «Genau wie es mit kirchlichen Heiligen gemachtwurde».

 1633 gezwungen, seinen Theorien abzuschwören, um der Inquisitionzu entgehen, war Galileo 1642 unter Hausarrest auf seinem Anwesen inArcetri bei Florenz. Erst im 20. Jahrhundert wurde mit dem ZweitenVatikanischen Konzil eine vorsichtige Rehabilitierung Galileoseingeleitet. Später hatte sich Papst Johannes Paul II. mit einerPrüfungskommission dafür eingesetzt, den Fall Galileo zu untersuchen.Die Untersuchung endete 1992 mit einem öffentlichen «mea culpa» desPapstes: Die Kirche hatte sich geirrt.