1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Islam und Demokratie: Islam und Demokratie: Hirsi Ali fordert Selbstbewusstsein

Islam und Demokratie Islam und Demokratie: Hirsi Ali fordert Selbstbewusstsein

01.10.2006, 13:09
Die aus Somalia stammende Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali lächelt am Sonntag (1. Oktober 2006) in Kassel bei der Verleihung des Bürgerpreises «Glas der Vernunft». (Foto: dpa)
Die aus Somalia stammende Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali lächelt am Sonntag (1. Oktober 2006) in Kassel bei der Verleihung des Bürgerpreises «Glas der Vernunft». (Foto: dpa) dpa

Kassel/dpa. - Die in die USA emigrierte Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali hat Europa zu mehr Selbstbewusstsein in der Auseinandersetzung mit radikalen Muslimen aufgerufen. «Ich begrüße, dass Europa auf den Dialog setzt, notfalls auch mit Radikalen. Aber jeder Dialog muss Bedingungen haben, für beide Seiten», sagte die frühere niederländische Politikerin und diesjährige Trägerin desKasseler Bürgerpreises am Sonntag. «Wenn der Westen mit Gewalt oder auch nur der Drohung von Gewalt konfrontiert wird, sollte er nicht in Angst erstarren, sondern selbstbewusst reagieren.»

Die 1969 in Somalia geborene Ayaan Hirsi Ali floh 1992 in dieNiederlande und wurde als islamkritische Autorin und Politikerinbekannt. Als der Filmemacher Theo van Gogh von militanten Muslimen ermordet wurde, steckte ein Messer mit einer Morddrohung an Hirsi Ali in seiner Brust. Nach Kontroversen und einer Regierungskrise um die 36-Jährige wanderte sie vor kurzem in die USA aus. Gerade ist ihre Autobiografie «Mein Leben, meine Freiheit» erschienen.

Es helfe nicht, schon vorausgreifend «Opern abzusagen oder Redenumzuschreiben, sagte Hirsi Ali. Das ist kein Dialog.» Gerade Streit habe die Menschheit immer weitergebracht. Hirsi Ali verteidigte in diesem Zusammenhang auch die umstrittene Vorlesung von Papst Benedikt XVI. «Der Papst hat nur zitiert, und er hat etwas Streitbares zitiert. Ich bewundere, dass solch eine Auseinandersetzung möglich ist; in vielen islamischen Ländern ist sie es nicht.»

Das Fehlen einer Streitkultur und die «Abneigung gegen Bildung»sei ein wichtiger Grund für die wirtschaftliche Schwäche vielerislamischer Länder. «Finnland übersetzt mehr Bücher als die gesamte arabische Welt. Männer verbieten Hunderten, Tausenden, ja Millionen Frauen, auch nur lesen zu lernen. Das ist die furchtbare Wirklichkeit.»

Hirsi Ali begründete ihren Umzug in die USA mit «größerenFreiheiten im Denken», die sie dort finde. «Wer in Europa kontroverse Gedanken äußert, wird schnell angegriffen, auch persönlich. In den USA habe ich noch nicht die Erfahrung gemacht, dass man mir Hürden in den Weg stellt.» Zugleich verteidigte sie ihre frühere Wahlheimat: «Ich habe den Niederlanden viel zu verdanken. Ich fühle immer nochholländisch, ja ich liebe Holland.»