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Isabel Allende Isabel Allende: «Mein erfundenes Land»

Von Frauke Kaberka 21.08.2006, 08:35
Die chilenische Schriftstellerin Isabel Allende bei einer Pressekonferenz in Athen (Archivfoto vom 29.05.2006). (Foto: dpa)
Die chilenische Schriftstellerin Isabel Allende bei einer Pressekonferenz in Athen (Archivfoto vom 29.05.2006). (Foto: dpa) ANA

Frankfurt/Main/dpa. - Die ChileninIsabel Allende tritt in ihrem neuen Buch «Mein erfundenes Land» denBeweis für derlei Theorie an - oder versucht es zumindest.

Gefundenes Land - erfundenes Land? Sicher von beidem ein bisschen,denn Allende, die nach dem Sturz des Präsidenten, ihres OnkelsSalvador Allende, 1973 aus Chile emigrierte, will mit Hilfe desBuches ihre verlorene Heimat gedanklich neu entdecken und bemühtneben dem Gedächtnis auch ihre ausgeprägte Vorstellungskraft. Es wirdeine heitere Reise in ihre Vergangenheit.

«Das Heimweh ist mein Laster», begründet die heute in den USAlebende Schriftstellerin eingangs der Lektüre deren Entstehung. «Bisdahin war mir nicht klar gewesen, dass mein Schreiben eine beständigeÜbung der Sehnsucht ist.» Und stellt prompt unter Beweis, dassSehnsucht nicht nur schmerzlich ist, sondern auch Spaß machen kann,denn auf ihrer Erinnerungstour nimmt sie ihre Landsleute, derenEigentümlichkeiten und die eigene Familie genüsslich aufs Korn.

Nun ist Allendes Familie ohnehin ein besonderer Fall, nicht nurdes ehemaligen Präsidenten wegen: «(...) wer eine Familie wie diemeine hat, der braucht keine Phantasie», sagt sie. Nachzulesen in«Mein erfundenes Land», bewiesen in «Das Geisterhaus», Allendeserstem und neben «Paula» wohl bestem Roman. Die vielen schillerndenGestalten der Allende-Literatur - die einen esoterisch begabt, dieanderen durchgeknallt oder skurril, manche schöngeistig, anderepolitikbegabt, weichherzig, aber auch sehr ehern und stur - habeneines gemeinsam: Irgendein Vorbild gab oder gibt es im Allende-Clan.«Solche Figuren hätte ich nicht erfinden können», bekennt die inKaliformen lebende Autorin.

Und so kommt es nicht von ungefähr, dass vieles, was Allende indem neuen Buch beschreibt, manchem Leser bekannt vorkommen wird. Sieweist selbst auf Parallelen zu früheren Werken hin. Aufgewärmteliterarische Kost, dazu ohne Handlung und ohne Hauptprotagonisten?Keineswegs, weil die Schriftstellerin Neues und Altes gekonntzusammengestellt hat. Wer Allende mag, dem gefällt das Sammelsuriumaus Landes- und Familiengeschichte sowieso. Wer nicht zu den Fans derChilenin gehört, wird immerhin zugeben müssen, dass es sich bei «Meinerfundenes Land» um kurzweilige Unterhaltung handelt - im bekanntenhumorigen Stil der Autorin. Nur wer ganz große Literatur erwartet,der wird vielleicht enttäuscht.

Isabel Allende: Mein erfundenes Land Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 202 S., Euro 16,80 ISBN 3-518-418-30-0