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In Extremo: Mit dem Dudelsack nach Transsylvanien

Von Matthias von Viereck 12.05.2008, 05:58

Berlin/dpa. - Das Mittelalter rockt! Neben Bands wie Schandmaul oder Subway to Sally gehören die Berliner In Extremo zur Speerspitze des sogenannten Mittelalterrock.

Das Instrumentarium der Band umfasst eben nicht nur Gitarre, Schlagzeug und Bass, sondern auch Drehleier, Harfe und Dudelsack. Die Mitglieder des Septetts treten unter Künstlernamen wie «Yellow Pfeiffer» oder «Flex der Biegsame» auf. Songs wie «Küss mich» oder «Erdbeermund» wurden bereits zu Hits. Das letzte reguläre Studioalbum der 1995 gegründeten Band, «Mein rasend Herz», landete 2005 immerhin auf dem dritten Platz der deutschen Album-Charts. Mit «Sängerkrieg» ist jetzt das mittlerweile neunte Album der Rocker erschienen.

Es sei keine bewusste Entscheidung gewesen, mit dem Album drei Jahre zu warten, erzählt Sänger Michael Rhein in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wir waren so viel unterwegs, in Spanien, Russland, Südamerika, da ist die Zeit einfach verflogen.» Umso freudiger dürften Fans auf die erste Single der neuen CD reagiert haben. «Frei zu sein» sei eine «Halunkenballade mit Augenzwinkern», so Rhein. Um wirklich frei zu sein, bedürfe es sehr wenig: «Einfach mal auf eine Wiese setzen und in den blauen Himmel schauen.» Im Video zum Song persiflieren In Extremo den Filmklassiker «Einer flog über das Kuckucksnest».

Selten haben sich Dudelsäcke so gut mit harten Gitarrenwänden vertragen wie auf diesem Album, das zudem vom charismatischen Reibeisen-Organ des Sängers lebt. «In Extremo ohne Dudelsäcke wären nicht In Extremo», erklärt Rhein. Dass die Band trotzdem nicht von gestern ist, zeigt der Titelsong: Zwar gehe es bei «Sängerkrieg» auch um historische Sängerwettstreite, etwa auf der Wartburg, man könne den Song aber auch auf Castingshows im Fernsehen beziehen.

Immer wieder schweifen In Extremo (bedeutet auf Lateinisch so viel wie «in Vollendung») auch auf der neuen Platte in längst vergangene Zeiten: Etwa wenn Frontmann Rhein im düsteren «Requiem» einen altfranzösischen Text von François Villon anstimmt oder einen Jahrhunderte alten estländischen Zauberspruch zum Besten gibt, der gegen Krankheiten helfen soll. Mit «En Esta Noche» findet sich auf der CD auch ein frivoles Liebeslied, gesungen auf Spanisch.

Während einige Bands der Szene Schwierigkeiten mit dem Label «Mittelalterrock» haben, ist die Sache für Rhein ganz einfach: «Wir sind eine moderne Rockband mit mittelalterlichen Instrumenten und teilweise historischem Liedgut.» Viel zu verdanken hat das Septett der Mittelalterszene mit ihren Märkten und Festivals: «Wir werden unsere Wurzeln nicht verleugnen, denn ohne diese würde es In Extremo nicht geben», erklärt Rhein.

Freuen dürfen sich zunächst vor allem Fans in Singen, Fulda oder Merseburg auf die Rocker aus Berlin. In Orten wie diesen werden In Extremo im Rahmen ihrer «Ius Primae Noctis»-Tour auf Festungen, Burgen oder Schlössern spielen. Eine Tour durch größere Städte wie Hamburg soll im Winter folgen. Diesen Sommer verschlägt es die Band nach Slowenien, Russland - und Transsylvanien. «Wir wurden von einem rumänischen Bürgermeister eingeladen, spielen auf einem Kulturfestival», erzählt Rhein und berichtet, dass es zur Tour ein neues Bühnenbild und neue Kostüme gibt: «Mein altes Kostüm kann ich nicht mehr tragen, da sind 300 Liter Schweiß durchgeflossen.»

www.inextremo.de

www.vertigo.fm