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Hutfabrik Luckenwalde Hutfabrik Luckenwalde: Die Rettung eines geschundenen Baus

Von Leticia Witte 21.02.2007, 07:45

Luckenwalde/dpa. - Den Weg weisen ein paar schmale Schilder mit der Aufschrift«Mendelsohnhalle». Sie führen zu dem riesigen Gebäude, das als einesder Meisterwerke des Architekten Erich Mendelsohn (1887-1953) gilt.Anfang der 1920er Jahre errichtete der damals noch wenig bekannteArchitekt die Hutfabrik für die Betreiber Steinberg, Herrmann & Co.Nach der Wende lag das wertvolle Ensemble für fast ein Jahrzehntbrach und verfiel zusehends. Bis es vor sieben Jahren dieUnternehmerfamilie Ayad aus Berlin kaufte, um es aus seinemDornröschenschlaf zu wecken ­ und möglicherweise Arbeitsplätze zuschaffen.

Laut Abbas Ayad existiert ein Konzept für einen Recyclingbetrieb,in dem nach aufwendiger Sanierung des Denkmals von nationalem RangAlttextilien verwertet werden sollen. «Beschäftigt werden könnten 120Leute», sagt der 37-Jährige. Sollte sich dieses Vorhaben nach einererneuten Prüfung als nicht tragfähig erweisen, könne er sich aucheinen Messebetrieb vorstellen. Konkreter wird Ayad nicht. Vor 2010sei ohnehin nicht mit einer Nutzung zu rechnen. Für ihn ist klar:«Die Halle hat mich sehr fasziniert.»

Nach der Wende hatten die Stadt Luckenwalde und die Region mitmassiver Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Das Wälzlagerwerk, das zu DDR-Zeiten in der alten Hutfabrik untergebracht war, schloss. «DerBetrieb hatte mehr als 1000 Beschäftigte», sagt Christian von Fabervon der Stadtverwaltung Luckenwalde.

Der lang gestreckte Bau mutet sakral an: Die fast 10 000Quadratmeter große Halle ist in vier so genannte Schiffe unterteilt.Diese sind von jeweils spitz zulaufenden Dächern mit Oberlichternbedeckt, die in regelmäßigen Abständen von Sparren und Betonstützengetragen werden. Dazwischen breitet sich der Raum in seiner ganzenGröße aus, ohne Unterbrechung durch Wände oder zusätzliche Stützen.Als markantes Wahrzeichen setzte Mendelsohn über die angrenzendeFärberei einen Dachaufbau, durch dessen moderne Entlüftungsanlage dieDämpfe abziehen konnten und der aussah wie ein Hut.

Noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges emigrierte der jüdischeArchitekt. Mitte der 1930er Jahre eigneten sich dieNationalsozialisten das Gebäude an, um dort Munition herzustellen. Umnicht Ziel von Luftangriffen zu werden und vermutlich auch wegenBauschäden, trugen die Nationalsozialisten den auffälligen Hut ab,wie der zuständige Architekt Martin Backe erklärt. Der neue BauherrAyad ist derzeit damit beschäftigt, den Hut dem Färbereigebäudewieder aufzusetzen.

Als er das Denkmal für vor Jahren für eine symbolische Markerwarb, habe die Halle voll von Schutt und Abfall gelegen. Altlastenhätten entfernt, das Dach gesichert werden müssen, sagt Ayad. Alleinfür die Sanierung seien sechs Millionen Euro nötig, die jeweils zuungefähr einem Drittel von ihm selber, dem Land und dem Bund getragenwürden. «Der Bau war geschunden», betont BrandenburgsLandeskonservator, Detlef Karg. Das wichtigste sei gewesen, dieSubstanz zu sichern. Zu den baulichen Schwierigkeiten sei außerdemgekommen, dass sich Eigentümer, Stadt und Land nicht immer einiggewesen seien. «Es gab zum Teil unterschiedliche Auffassungen.» Dochaus seiner Anerkennung für den Mut der Familie macht Karg keinenHehl: Das sei ein «unerhörtes Engagement».