1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Humphrey Bogart: Humphrey Bogart: Keiner konnte so schön rauchen wie «Bogie»

Humphrey Bogart Humphrey Bogart: Keiner konnte so schön rauchen wie «Bogie»

Von Christoph Driessen 09.01.2007, 14:06
Humphrey Bogart als Richard 'Rick' Blaine und Ingrid Bergman als Ilsa Lund Laszlo blicken sich in dem Filmklassiker «Casablanca» von 1942 tief in die Augen. (Foto: dpa)
Humphrey Bogart als Richard 'Rick' Blaine und Ingrid Bergman als Ilsa Lund Laszlo blicken sich in dem Filmklassiker «Casablanca» von 1942 tief in die Augen. (Foto: dpa) dpa

Los Angeles/dpa. - Aber als Humphrey Bogart vor50 Jahren, am 14. Januar 1957, auf dem Höhepunkt seiner Karrierestarb, war er das Männlichkeitsidol schlechthin.

Die Frauen träumten von ihm, weil sie wussten, dass er in jederSituation das Richtige tun würde. Er konnte Mustangs reiten undPanzer fahren, operieren und Drinks mixen. Er konnte sogar arbeitslossein und trotzdem noch cool wirken. Nur mit Kindern konnte er nichtsanfangen. Frauen nannte er «Kid» oder «Baby». Männer, die nichttranken, waren ihm suspekt.

Seine Welt war die Großstadtbar bei Nacht. Dort trank er harteSachen und schwieg. Wenn er mal etwas sagte, dann war es meist einelakonische oder zynische Bemerkung. Frage an ihn: «WelcheNationalität haben Sie?» Antwort: «Ich bin Trinker.» SeineErkennungszeichen waren die im Mundwinkel hängende Zigarette, dertief in die Stirn gezogene Hut, die im Trenchcoat vergrabenen Hände.In den 40er und 50er Jahren wurde dieser Typ des «Bogartian man»millionenfach kopiert. Alle wollten so lässig rauchen wie er.

Eine solche Legende wird nicht irgendwo und irgendwann geboren,sondern in Manhattan an Weihnachten 1900. So steht es bis heute inmanchem Filmlexikon. Manhattan stimmt, das Geburtsdatum nicht. Eswurde 1936 von den PR-Strategen des Filmstudios Warner Brotherserfunden. In Wahrheit war Humphrey Bogart ein Kind des 19.Jahrhunderts, geboren 1899.

Nachdem der Arztsohn auf der Schule versagt hat, meldet er sichzunächst zur Marine und hält sich dann mit Gelegenheitsjobs überWasser. 1920 bekommt er über Beziehungen seines Vaters einenHandlangerjob bei einem Theatermanager und darf zwei Jahre später zumersten Mal auf die Bühne. Ein mühsamer Weg beginnt.

Erst als Mitte der 30er Jahre Gangsterfilme groß in Mode kommen,gehen die Geschäfte etwas besser. Dank seines kantigen Gesichts miteiner auffälligen Oberlippen-Narbe wird er auf die Rolle desBösewichts festgelegt. Der Durchbruch kommt 1940 mit dem Melodram«Entscheidung in der Sierra». Erstmals verkörpert er dort den«Bogartian man», den Zyniker mit romantischen Untertönen.

1942 beginnt Bogart einen Propagandafilm gegen die Nazis. BeiProduktionsbeginn ist das Drehbuch noch nicht fertig, so dass dieSchauspieler selbst nicht wissen, ob es ein Happy End gibt.«Casablanca» wird ein gewaltiger Kassenerfolg und bekommt dreiOscars, darunter den für den besten Film. Bogart selbst mussallerdings noch bis 1952 warten, ehe er für seine Rolle in «AfricanQueen» den einzigen Oscar seiner Karriere erhält.

Auch privat kommt die Erfüllung erst spät. Anfang 1944 - ersterDrehtag zu «Haben und Nichthaben», erster Drehtag überhaupt fürLauren Bacall. Die 19-Jährige ist erst gerade entdeckt worden, undnun steht sie gleich mit dem größten aller Stars vor der Kamera. Siezittert am ganzen Körper. Schließlich bringt sie heraus: «Haben SieStreichhölzer?» Bogart wirft ihr ein Päckchen zu. Sie zündet sicheine Zigarette an, nimmt einen tiefen Zug, sagt danke. KnisterndeSpannung, und nicht nur auf der Leinwand: Bogart verliebt sich wienoch nie. Nach drei Wochen küsst er sie zum ersten Mal in derGarderobe, nach einem Jahr heiraten sie.

Diese vierte Ehe ist glücklich. Im Alter von 50 Jahren wird«Bogie» sogar zum ersten Mal Vater. Doch der Familie ist nicht vielZeit vergönnt - er hat Speiseröhrenkrebs. Abgemagert auf 36 Kilo,raucht er noch immer Kette und schlürft seinen Martini. Als ihn am 2.Januar 1957 eine Klatschkolumnistin anruft und nach seinemGesundheitszustand fragt, erwidert er lässig: «Mir geht's blendend.»Zwei Wochen später ist er tot. John Huston sagt: «Es wird nie wiedereinen wie ihn geben.»