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Humor Humor: Neues von Axel Hacke und Funny van Dannen

21.09.2004, 09:22

München/dpa. - Unter dem Titel «Neues von Gott» lässt er den Schöpfer in 41 Kurzgeschichten mal direkt, meist aber indirekt in Aktion treten - in alltäglichen, in absurden, unglaublichen, bösen und stets sehr humorvollen Szenen.

Doch Gott wird weniger als genialer Geist denn als Experimentierer dargestellt. Sein Versuch, sozusagen «von oben» eine ganz normale Familie zu gründen, geht ziemlich daneben. Und auch das Ansinnen seines Stellvertreters auf Erden, eine christliche Revolution auszurufen, scheitert - hier allerdings an der Ziellosigkeit des Priesters, der sich zunächst als Stoßrichtung die Brustwarzen einer Kirchgängerin auserkoren hat, was diese als durchaus fehlplatziert einordnet.

Gott (oder van Dannen) lässt einen wunderschönen Fisch, der wegen Luftnot lieber außerhalb des Wassers lebt, auf einem rosa Floß den Fluss hintertreiben und setzt nackte Enten als Lockvögel für Menschen in ein Schlachthaus ein. Merkwürdig sind sie, die 41 Geschichten zwischen rabenschwarz und himmelblau, erfrischend und heiter.

Ausgesprochen Heiteres bieten auch Axel Hacke und Michael Sowa in «Der weiße Neger Wumbaba». Das «Kleine Handbuch des Verhörens» ist so komisch, dass geräuschloses Lesen nicht möglich scheint. Damit kein Irrtum entsteht: Es geht um falsches Hören, nicht etwa um eine Anleitung für Staatsanwälte. Ein Lied des Dichters Matthias Claudius gab Hackes Sammlung falsch verstandener Texte den Namen: «Der Mond ist aufgegangen (...) und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba». «Der weiße Nebel wunderbar» fand noch eine münchnerisch- bayerische Steigerung: «Und aus der Isar steiget der weiße Neger Wumbaba».

Schlimme Folgen - so die Schlussfolgerungen Hackes und des Illustratoren Michael Sowa - kann das Brahmsche Wiegenlied «Guten Abend, gute Nacht» auslösen. Nicht einfach nur, weil die Textzeile «Mit Näglein besteckt» (gemeint sind Fliederblüten) bei manchen Kindern Albträume hervorrufen, sondern eine andere Zeile - wie Hacke von einer Mutter erfuhr - bei ihrem Kind ein Horrorszenarium heraufbeschwor: «Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder gewürgt». Glücklicherweise wollte Gott nicht.

Schaurig-schön auch der «Verhörer» im Seemannslied «Stürmisch die Nacht und die See geht hoch», was für ein kleines Mädchen klang wie «Schaurig die Nacht und die Säge tobt». Selbst Mozart kommt nicht ungeschoren davon: In seiner Oper «Zauberflöte» lässt er den Papageno singen «Dann schmeckten mir Trinken und Essen, dann könnt ich mich mit Fürsten messen», was bei einem jüngeren Zuhörer mit kannibalisch anmutender Bedeutung rüberkam: «Dann könnt ich mich mit Fürsten mästen.»

Dem weißen Neger Wumbaba das Wasser reichen kann durchaus der Erdbeerschorsch. Gemeint ist ein Erzbischof, der Kinder einer Nürnberger Schule firmen will: «Mama, wir müssen uns morgen alle schön anziehn, weil der Erdbeerschorsch kommt, und der will uns alle filmen!». Und geradezu unmoralisch mutet bei einer 14-Jährigen die deutsche Version von Tom Jones «Delilah» an, die das Komma überhört hat: «...für uns zwei die Leila». Was sie als Aufforderung zum flotten Dreier verstand, bedeutet nichts weiter als «...für uns zwei, Delilah».

Um noch einmal auf Gott zurückzukommen: Auch er wird Opfer der «Verhörer»: «Weiß Du, wieviel Sternlein stehen, an dem blauen Himmelszelt? (...) Gott, der Herr, hat sieben Zähne...»(sie gezählet). Wenn das nichts Neues von Gott ist.

Funny van Dannen: Neues von Gott

Verlag Antje Kunstmann, München

159 S., Euro 14,90

ISBN 3-88897-372-4

Axel Hacke & Michael Sowa:

Der Weiße Neger Wumbaba

Kleines Handbuch des Verhörens

Verlag Antje Kunstmann, München

63 S., Euro 9,20

ISBN 3-88897-367-8