«Hui Buh - das Schlossgespenst» «Hui Buh - das Schlossgespenst»: Action, freche Sprüche und Märchenromantik

München/dpa. - Eigentlich haben das Gespenst Hui Buh und Michael «Bully» Herbig vieles gemeinsam: Beide lieben flapsige Sprüche, sorgen gern für Klamauk und sind stets zu Scherzen aufgelegt. So ist es nicht verwunderlich, dass der deutsche Komiker jetzt als «Hui Buh- das Schlossgespenst» über die Kinoleinwände tobt - wenn auch nur als Trickfilmgespenst, dem er Stimme und Gesicht leiht. Flink, frech und zu seinem Leidwesen überhaupt nicht gruselig treibt dertollpatschige Geist auf Schloss Burgeck im fiktiven KönigreichLuxenstein sein Unwesen inmitten echter Menschen, dargestellt vonHeike Makatsch, Christoph Maria Herbst und Rick Kavanian. Auch HansClarin ist zu sehen. Für ihn war es die letzte Kinorolle, bevor er imAugust 2005 starb.
Wer sich aus seiner Kinderzeit noch an die Hörspiele aus den 70erJahren erinnert, in denen Clarin Hui Buh mit seiner Stimme aufwunderbare Weise zum Leben erweckte, wird vieles nichtwiedererkennen. Der moderne Hui Buh ist schneller, turbulenter undactionreicher als die Hörspiele, die mehr als 20 Millionen Malverkauft wurden. Auch wenn Sebastian Niemann Regie führte, hat Herbig(«(T)Raumschiff Surprise») dem zehn Millionen teuren Film mit seinemtypischen comedyhaften Spiel seinen Stempel aufgedrückt.
Dass Niemann und Produzent Christian Becker den Stoff überhauptverfilmen durften, verdanken sie ihrer Hartnäckigkeit, denn diejahrelangen Verhandlungen mit Hui-Buh-Schöpfer Eberhard Alexander-Burgh gestalteten sich schwierig. Selbst die Vertragsunterzeichnungwar eine Zitterpartie: «Er sagte, er wolle erst unterschreiben, wenner das Geld bar gesehen habe», erinnert sich Becker. In Rucksäckenbrachten zwei Constantin-Mitarbeiter die große Summe, über dieStillschweigen vereinbart wurde, zu Alexander-Burghs Bank. «Fast zweiStunden lang zählten dann zwei Mitarbeiter der Bank das Geld undprüften es.» Lange freuen konnte sich der Mittsiebziger daran abernicht: Er starb eine Woche später im Oktober 2004 und vererbte allesan Waisenhäuser.
Es ist eine märchenhafte Kulisse mit gewaltigen Burgmauern, Staub,Spinnweben und rostigen Ritterrüstungen, in der die in Prag undMünchen gedrehte Geschichte spielt. In dieser Gespensteridylle tauchteines Tages der junge König Julius 111. (Christoph Maria Herbst,«Stromberg») auf, der in dem alten Gemäuer die hübsche, aber böseLeonora Gräfin zu Etepetete (Heike Makatsch, «Margarete Steiff»)heiraten will. Hui Buh, ein Urahn von Julius, fühlt sich gestört undwill die Eindringlinge vertreiben. Und so beginnt ein turbulenterKampf um Liebe, Leben und Leidenschaft, bei dem auch der neugierigekleine Tommy (Martin Kurz) und seine Mutter, die hübsche ZofeKonstanzia (Ellenie Salvo Gonzalez) kräftig mitmischen.
Makatsch überzeugt als fiese Gräfin, auch wenn sie sich mit derRolle erst anfreunden musste. «Für mich war das eine großeHerausforderung, jemanden zu spielen, der etepetete ist und überhaupteine große Zicke», bekannte sie. Auch Clarin geht in seiner letztenKinorolle richtig auf als alter, zerbrechlicher Kastellan, derdennoch Kraft genug besitzt, um mit dem aufsässigen Hui Buh zukämpfen. Angesichts dieser starken Charaktere verblassen die anderenFiguren. Weder der König noch die schöne Konstanzia können damithalten und wirken etwas farblos.
Was den Film so reizvoll macht, sind die vielen Ideen. So tragendie Beamten der Geisterbehörde preußische Uniformen mit Pickelhaube,und die Gespenster müssen eine Spukprüfung bestehen. Langeweile kommtangesichts der vielen Gags nicht auf. Junge Besucher werden den Filmlieben, weil er Action, freche Sprüche und Märchenromantik vereint.Und auch für Erwachsene ist das Spektakel amüsant, und sei es nur, umden wunderbaren Hans Clarin zum letzten Mal die Ehre zu erweisen.