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Hörbücher Hörbücher: Downloadportale als Zukunftsmarkt?

Von Elke Vogel 19.03.2007, 10:13
Da gibt es was auf die Ohren: Hörbücher. (Foto: dpa)
Da gibt es was auf die Ohren: Hörbücher. (Foto: dpa) dpa

Leipzig/dpa. - Doch nicht nur Pop-und Rockmusik tönt aus den kleinen Kopfhörern der Geräte. Auch dasgesprochene Wort in Form von Hörspielen, Lesungen und O-Ton-Featuresfindet inzwischen seinen Weg zur «Multi-Tasking»-Generation. Einneuer Markt für die Hörbuch-Verlage tut sich auf. Auf der LeipzigerBuchmesse (22.-25.3.) wird es wieder einen Ansturm auf die digitalenHörinseln geben, die in den vergangenen Jahren stetig ausgebautwurden. Alle großen Medienhäuser, aber auch einige kleinere Verlagehaben inzwischen Download-Portale für das legale Herunterladen derAudio-Dateien gestartet. Zu den bekanntesten Anbietern gehörenwww.claudio.de, www.audible.de, www.soforthoeren.de und www.libri.de.

Genauso wie der Musikindustrie bereitet allerdings auch denVerlagen das illegale Herunterladen große Sorgen. «Kurz nachErscheinen und innerhalb eines relativ überschaubaren Zeitraums vonetwa einem Monat hat die von uns beauftragte Anwaltskanzlei durchStichproben rund 60 000 illegale Angebote alleine zu den "HarryPotter"-Hörbüchern und Frank Schätzings "Der Schwarm" im Netzausgemacht», sagt die Sprecherin des Münchner Hörverlags, HeikeVölker-Sieber. Die Anzahl illegaler Up- und Downloads könne gar nichthoch genug angesetzt werden, da mit einer «extremen Dunkelziffernicht entdeckter Angebote» gerechnet werden müsse.

«Bei vielen Online-Nutzern herrscht eine große Unwissenheitdarüber, wie Hörbücher entstehen und wie viel eine Produktionkostet», sagt Joachim Leser vom Kein & Aber Verlag Zürich. «Jederillegale Download schadet den beteiligten Künstlern», meint BarbaraWidmann vom Patmos Verlag (Düsseldorf). Download-Portale dürftenaußerdem keine Dumpingpreise anbieten. «Sonst können aufwendigeProduktionen künftig nicht mehr finanziert werden», erklärt Widmann.Bis in die Millionen gehen die Kosten für außergewöhnliche Audio-Projekte wie Tolkiens «Herr der Ringe»-Saga oder Tad Williams«Otherland» mit allein 220 Schauspielern. Zu den Gagen für Sprecher,Autor, Regisseur, Übersetzer, Komponist, Musiker und Tontechnikerkommen noch die Lizenzrechte für Text und Musik sowie Studiogebühren.

«Die Verlage arbeiten mit einer klassischen Mischkalkulation, dassheißt in unserem Fall 20 Prozent unserer Hörbücher machen den Gewinn,mit dem wir die anderen 80 Prozent mitfinanzieren», sagt dieHörverlag-Sprecherin. Bestseller machen so ambitionierte Projekte wiePeter Weiss' «Die Ästhetik des Widerstands» oder eine umfangreicheEdition mit Werken Samuel Becketts erst möglich. «Schlimm ist, dassdas illegale Herunterladen immer noch als Kavaliersdelikt behandeltwird», sagt der kaufmännische Verlagsleiter von Steinbach SprechendeBücher (Schwäbisch Hall), Peter Bosnic. «Das Thema Preise ist imMoment im Hörbuchmarkt ohnehin schwierig. Viele Anbieter sind zupreiswert und signalisieren den Endkunden, dass Hörbücher billig seinmüssen.»

Der Umsatz mit Online-Verkäufen von Audio-Büchern sind bei denmeisten Verlagen nach einer Umfrage des Börsenvereins noch marginal.Kein & Aber-Sprecher Leser hat Zweifel, dass das Online-Geschäft diegekauften CDs irgendwann vollständig ablöst. «Der Umsatzanteil wirdsicherlich steigen, aber das Bedürfnis nach Sinnlichkeit, nach Haptikwird unvermindert bestehen bleiben», meint auch Völker-Sieber. «Wirschätzen, dass es noch einige Jahre beides geben wird», sagt Bosnic.