Historie Historie: Die vergessene Fahne auf dem Tor in Berlin

Halle (Saale)/MZ/STK. - Im Zweiten Weltkrieg kämpfte tatsächlich mehr als 300 000 polnische Soldaten als "Polnische Volksarmee" an der Seite der Sowjettruppen gegen die Wehrmacht. Allerdings war diese Armee erst im zweiten Versuch entstanden. Erste Truppenteile aus polnischen Exilanten, nach ihrem Befehlshaber als "Anders-Armee" bezeichnet, hatte die Kreml-Führung mangels ausreichender Ausrüstungsmöglichkeiten über Persien in den Irak ausreisen lassen. Diese polnischen Streitkräfte im Westen (PSZ) unterstanden der Exilregierung in London, die Stalins Reich nach Bekanntwerden des Massakers von Katyn, bei dem Sowjettruppen tausende polnischer Offiziere ermordeten, als Kriegsgegner begriff.
Als Konkurrenz zur Westarmee der Polen ließ Stalin 1943 die Polnischen Streitkräfte in der Sowjetunion aufstellen, aus der im Juli 1941 die Polnische Volksarmee mit rund 330 000 Mann wurde. BeimSturm auf Berlin wurden die 1. und die 2. polnische Armee mit etwa 200 000 Mann eingesetzt. Stalin selbst hatte entschieden, die Polen nach Berlin zu lassen, um der in London sitzenden polnischen Exilregierung zu schaden, deren Truppen im Westen kämpften. Zwischen Weichsel und Elbe verloren die Polen mehr als 24 000 Soldaten, doch auf dem Brandenburger Tor hing nach dem Sieg dann eben nicht nur die weltberühmte Sowjet-Fahne. Sondern auch, genau wie es im letzten Teil von "Vier Panzersoldaten und ein Hund" gezeigt wird, die polnische.
Stalins Pokern hatte Erfolg. Wenige Monate nach dem gemeinsamen Sieg entzogen die Westmächte der Londoner Exilregierung der Polen, die sie bis dahin unterstützt hatten, die Anerkennung. Während aus Stalins Mitkämpfern von der "Volksarmee" nach der Machtübernahme durch die Kommunisten Polens reguläre Streitkräfte wurden, dienten 210 000 Soldaten der PSZ erst als Besatzungstruppe im Emsland, ehe sie 1947 demobilisiert wurden. Aus Angst vor Verfolgung kehrten die meisten von ihnen nicht nach Polen zurück.