Hintergrund Hintergrund: Graz - Europas Kulturhauptstadt 2003
Graz/dpa. - Mit 250 000 Einwohnern, darunter 60 000 Studenten, ist Graz die zweitgrößte Stadt Österreichs. Viele kennen die Hauptstadt der Steiermark als Zentrum für Handel, Verwaltung, Bildung und Kunst. Im Tourismus gilt Graz als Insider-Tip, obwohl es statistisch 318 Sonnentage im Jahr hat und das südsteirische Weinland eine reizvolle Landschaft bietet.
Das Stadtbild bestimmt der Schlossberg, der sich mit dem Uhrturm als Wahrzeichen am linken Ufer der Mur über Fluss und Stadt erhebt. In der historischen Architektur ist der kulturelle Einfluss des benachbarten Ungarn und Slowenien, auch Italiens unübersehbar. Der gotische Stadtkern mit seinen engen Gassen und Renaissance-Bauwerken sowie das Landhaus mit seinem Arkaden-Innenhof zeugen von der Bedeutung der Stadt als Residenz der Habsburger für Inner-Österreich. Das Landeszeughaus birgt die größte historische Waffensammlung der Welt. Teile der Innenstadt, die als vollständige Ensembles erhalten sind, gehören seit Ende 1999 zum Weltkulturerbe.
Unter den Nationalsozialisten als Bollwerk gegen den slawischen Südosten zur «Stadt der Volkserhebung» ausgerufen, zu Zeiten des Kalten Krieges an den Rand Europas gedrängt, profitiert Graz heute wieder zunehmend von seiner geopolitischen Lage am Schnittpunkt verschiedener Nationalitäten und Kulturen: Nach Ungarn sind es 70 Kilometer, nach Slowenien 40. Neben der Landwirtschaft hat sich seit dem 19. Jahrhundert Industrie, vorrangig Maschinen- und Stahlbau sowie später die Autobranche, angesiedelt.
In den 60er und 70er Jahren hat sich Graz zu einer Keimzelle der österreichischen Avantgarde entwickelt. Das Forum Stadtpark, die Grazer Autorenversammlung, schließlich das interdisziplinäre Festival steirischer herbst standen für einen Aufbruch in der Gegenwartskunst. Großen Anteil an dieser Bewegung hatten Schriftsteller wie Werner Schwab und Wolfgang Bauer sowie Alfred Kolleritsch, Mitbegründer und bis heute Herausgeber der Literaturzeitschrift «manuskripte». Den literarischen Ruf seiner Heimatstadt hat in diesem Jahr Peter Glaser als Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises bestätigt.