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Hintergrund Hintergrund: Die russische Romanow-Dynastie war mit halb Europa verwandt

24.09.2006, 12:25

Moskau/dpa. - Vor allem aus Deutschlandheirateten im Laufe von 300 Jahren so viele Prinzessinnen ein, dassdie Romanows rechnerisch kaum noch einen Tropfen russischen Blutsaufwiesen. Eine Deutsche bestieg sogar den russischen Thron:Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, Witwe desermordeten Peters III., regierte als Katharina II. von 1762 bis 1796.

Katholische Frauen waren für die Romanows als Hüter des orthodoxenGlaubens tabu. Deshalb suchten sie ihre Bräute in protestantischenStaaten. Prinzessinnen aus Preußen, Sachsen und Württembergheirateten nach St. Petersburg. Maria Alexandrowna (1824-1880), dieGattin Alexanders II., war eine Prinzessin von Hessen-Darmstadt. Auchdie Frau des letzten Zaren Nikolai II., Alice (1872-1918), stammteaus Darmstadt. Die dänische Königstochter Dagmar (1847-1928), alsMaria Fjodorowna mit Zar Alexander III. verheiratet, war mit ihrerDeutschland-Feindlichkeit eher eine Ausnahme am russischen Hof.

Die Protestantinnen traten bei der Heirat zum orthodoxen Glaubenüber und nahmen einen russischen Vornamen an. Der für die Kaiserinnengebräuchliche russische Name «Fjodorowna» wurde der Fjodor-Marienikone entlehnt, dem Schutzbild des Zarenhauses.

Über Töchter und Enkelinnen der britischen Queen Victoria kam dieverhängnisvolle Hämophilie (Bluterkrankheit) nach Deutschland unddann ins Haus Romanow. An dieser Krankheit litt beispielsweise derletzte Thronfolger Alexej (1904-1918). Gelegentlich heiratetenrussische Großfürstinnen auch ins Ausland, so die Zarentochter OlgaNikolajewna (1822-1892), die als Frau König Karls I. von Württembergwegen ihrer sozialen Ader im Volk sehr beliebt war.