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Hintergrund Hintergrund: Die Familie Mann

09.02.2002, 18:34

Hamburg/dpa. - «Was für eine sonderbare FAMILIE sind wir! Manwird später Bücher über UNS - nicht über einzelne von uns -schreiben.» Klaus Mann, Schriftsteller und Sohn Thomas Manns, hatRecht: Es wird immer noch viel geschrieben über die Literatenfamilie,die mit ihren Werken zum deutschen Kulturgut gehört wie Goethe undSchiller. Die Geschichte der Manns ist geprägt von Genialität undTragödien, sie sind «Die Windsors der Deutschen», wie der «Spiegel»titelte.

Nobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955) ragt aus der Familieheraus. Schon mit 26 Jahren veröffentlicht der gebürtige Lübecker1901 das Jahrhundertwerk «Die Buddenbrooks», für das er 1929 denNobelpreis bekommt. Mit Werken wie «Der Zauberberg» (1924) oder «Todin Venedig» (1913) sichert er sich in der Literaturgeschichte einenSonderplatz. Heinrich Mann (1871-1950) steht mit seinen bedeutendenRomanen «Professor Unrat» (1905) und «Der Untertan» (1918) etwas imSchatten des jüngeren Bruders.

Ein Schicksal, das die meisten der Kinder von Thomas und KatiaMann ähnlich empfinden. Erika, Klaus, Golo, Monika und Michaelblickten oft mit Verbitterung auf ihre Kindheit und Jugend zurück.Vater Thomas wird oft als egozentrischer, kühler Patriarchgeschildert. Viel ist auch über dessen angeblich unterdrückteHomosexualität geschrieben worden - ein Aspekte, den Elisabeth MannBorgese (1918-2002) als überbewertet empfand. Die jüngste Tochter warder Liebling des Dichters und als anerkannte Meeresexpertin wohl eineder wenigen, die das Familienerbe nicht als Fluch empfanden.

In der Mann-Dynastie häufen sich die Tragödien: Zwei Schwesternvon Heinrich und Thomas nehmen sich das Leben. Auch die Söhne Klaus,der seine Drogensucht nicht überwinden kann, und Michael begehenSelbstmord. Das Leben der Mittleren, Monika und Golo, ist vonBitterkeit geprägt. Erika, eine begabte Kabarettistin und Autorin,schafft es nach dem Tod des «Zauberers» nicht, aus seinem Schattenherauszutreten. Doch auch die Werke der Kindergeneration, darunterMeisterwerke wie Klaus Manns «Mephisto», gehören mittlerweile zumliterarischen Kanon. Einzig Mutter Katia (1883-1980) meinte, dass esin der Familie einen geben müsse, der nicht schreibt. Ihre Memoirengab sie mündlich zu Protokoll.