Hintergrund Hintergrund: Der Weg nach Ampelland - Das Geschäft mit den Ampelmännchen
Berlin/dapd. - Erst die Modifikation der Motive (rechtsgehend, linksgehend) inKombination mit einer bestimmten Verwendungsform (als Taschen- oderTassenaufdruck, Uhr- oder T-Shirt-Bild) ermöglicht die Eintragungbeim Deutschen Patent- und Markenamt und damit die kommerzielleVermarktung.
Karl Peglau (1927-2009), der die Figuren 1961 erfand und vonseiner Sekretärin skizzieren ließ, konnte sich den «Geher» und«Steher» als Angestellter des Staates nicht schützen lassen. Auchdie ab 1982 gedrehten DDR-Zeichentrickfilme zur Verkehrserziehungwarfen für Peglau nichts ab. Selbst als kurz darauf in Thüringen dasgrüne Männlein als Wanderer, Eisschlecker und Frostbeule auftauchte,musste an Peglau nichts abgeführt werden.
Zwtl.: Der Ampelmann-Vater als Berater
Erst nach der Wende profitierte der Verkehrspsychologe vonTantiemen aus der Ampelmann-Verwertung. So konnte ihn die AmpelmannGmbH der Eheleute Barbara Ponn und Markus Heckhausen als Beratergewinnen. Im zentralen Atelier der Firma in den Hackeschen Höfenhatte er einen Stammplatz, wo er unter anderen Postkarten mitAmpelmännchen zeichnete.
Regelmäßig verdienen derzeit drei Firmen Geld mit denPiktogrammen. Quasi Stammbetrieb ist die Zwickauer VerkehrstechnikRoßberg in Wildenfels. Der Ingenieur Joachim Roßberg befasst sichseit 1973 mit den Motiven. Zunächst in staatlichem Auftrag alsHersteller der Ampeln und von Werkzeugen fürAmpelmännchen-Schablonen. Seit der Wiedervereinigung alsRechteinhaber zahlreicher Souvenir-Ideen. Auch Heckhausen bezog dieersten Ampelgläser von Roßberg, bevor er sein millionenschweresImperium aufbaute - und bevor sich beide oft vor Gericht trafen. Umdie Verteilung einzelner Produktklassen abklären zu lassen odereinfach nur, um vom anderen geschützte, aber nicht mehr genutzteMotive auf Produkten «frei» zu bekommen.
Während Roßberg nur noch «ein abgespecktes Sortiment» fährt,expandierte Heckhausen ins Ausland. «Wir haben vier Filialen inBerlin, eine in Seoul und eine in Tokio, ab nächstes Jahr eine amWilly-Brandt-Flughafen. Die letzten drei werden alsOriginal-AMPELMANN-Shop von uns unterstützt, aber fremd geführt»,sagt Heckhausen auf dapd-Anfrage.
Zwtl.: Der Traum vom Ampelland
Inzwischen hat Heckhausen 60 Angestellte, hinzu kommen nochmals -je nach Saison - 20 bis 40 freie Mitarbeiter. «Es gibt derzeitinsgesamt 500 Produkte», sagt er. Hinzu kommen einAmpelmann-Restaurant in Nachbarschaft der Museumsinsel und bald einAmpelland nach dem Vorbild von Legoland. Diese Idee habe ihm Peglaunoch auf dem Krankenbett skizziert.
Bliebe noch Mondos Arts. Die Souvenir-Hersteller ausFriedrichshain hatten Mitte der 1990er ein Komitee zur «Rettung derAmpelmännchen» gegründet. Auch sie fochten mit Heckhausen vorGericht. Ihre Kollektion reicht von Nudeln über Gummibärchen bis zurLeuchte.
Wem gehört nun aber der pure Ampelmann? Theoretisch wohl dem LandBerlin. Immerhin war es der Vorsitzende der «Ständigen KommissionVerkehr der Stadtverordnetenversammlung von Großberlin», der 1962 inOst-Berlin Peglau mit einem Konzept zur Verkehrsregelungbeauftragte. Die Grundlagen dafür hatte Peglau nach eigenen Angabenwiederum 1961 mit seinen Vorschlägen für die neuen Ampelzeichengeliefert.