Hintergrund Hintergrund: Der Streit um die Flick-Sammlung und die Zwangsarbeiter
Berlin/dpa. - Die Ausbeutung der Zwangsarbeiter im «DrittenReich» war ein lange verdrängtes Kapitel. Erst 1999 entsann man sichdes bitteren Schicksals der etwa zehn Millionen Menschen, die ausOst- und Mitteleuropa ins Nazi-Reich verschleppt worden waren. Nachschwierigen internationalen Verhandlungen wurde im März 2000 einEntschädigungsfonds gegründet. Der deutsche Staat und die deutscheWirtschaft zahlten je zur Hälfte 10 Millionen Mark (5,1 MillionenEuro) ein. Für die Mehrzahl der Nazi-Opfer kam das Geld allerdings zuspät. Die Zahl der Überlebenden liegt unter zwei Millionen.
Drei Jahre nach Aufnahme der inzwischen weit fortgeschrittenenEntschädigungen rückte der Streit um die Kunstsammlung desIndustriellenerben Friedrich Christian Flick das Thema plötzlichwieder in den Vordergrund. Im «Dritten Reich» schufteten in denFabriken des Flick-Konzerns zehntausende Zwangsarbeiter. FriedrichFlick (1883 - 1972) finanzierte die NSDAP, war Wehrwirtschaftsführerund wurde im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1947 zu sieben JahrenHaft verurteilt. 1950 wurde er begnadigt.
Kritiker des Ausstellungsprojekts werfen dem Flick-Enkel vor,nicht in den Zwangsarbeiterfonds eingezahlt zu haben. Hätte sichFlick seinerzeit an der Stiftungsinitiative der Wirtschaft beteiligt,hätte dies den Gesamtbeitrag von 5 Millionen Mark nicht erhöht,sondern andere zahlungsunwillige Unternehmen entlastet. Die vonDaimler-Chrysler, der Deutschen Bank, Siemens, VW, Degussa undanderen begründete Stiftungsinitiative richtete sich vorrangig anUnternehmen. Firmen aus dem einstigen Flick-Imperium wie die BuderusAG einschließlich Krauss-Maffei, Dynamit Nobel, Feldmühle und derGerling-Konzern zahlten alle in den Fonds ein.
Es hätte für Flick nur eine Möglichkeit gegeben, den Nazi-Opfernzusätzlich Geld zukommen zu lassen. Zustiftungen direkt an dieBundesstiftung wurden nicht auf den Beitrag der Wirtschaftangerechnet. Der Kunstsammler gründete 2001 stattdessen mit 10Millionen Euro eine Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismusund Intoleranz. Diese soll nach Worten Flicks Basisarbeit mitJugendlichen zwischen 5 und 15 Jahren leisten.