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Hintergrund Hintergrund: Das Autochrom-Verfahren der Brüder Lumière

04.06.2007, 06:01

Hamburg/dpa. - Die Herstellung eines solchen Diapositivs zeugt vonden großen Mühen um die farbige Aufnahme:

PRODUKTION: Grundlage ist eine Glasplatte, auf einer Seiteüberzogen mit einer sehr dünnen, transparenten Klebeschicht. Daraufwird eine Mischung aus orange-rot, grün und blau-violett gefärbten,aber durchscheinenden Kartoffel-Stärkekörnchen gestäubt undangepresst. Die Körnchen wirken später als winzige Farbfilter. Aufeiner normal großen Glasplatte von 13 mal 18 Zentimetern liegen rund140 Millionen Körner. Die Zwischenräume werden mit feinstemKohlestaub gefüllt. Eine Schicht aus Lack versiegelt dieses extremfeine, durchsichtige, farbige Mosaik. Im nächsten Schritt wird einelichtempfindliche, nur schwarz-weiße Emulsion auf dieses «Sandwich»aufgetragen und getrocknet. Damit ist die Platte einsatzbereit.

BELICHTUNG: Die Platte wird, mit der Glasseite voran, in dieKamera gelegt. Bei der Aufnahme passiert das Licht das Objektiv, dasGlas, die Klebeschicht, die farbigen Körner und erreicht schließlichdie lichtempfindliche Emulsion. Diese wird nur dort belichtet, wo dieKörner das Licht passieren lassen. Die Platten müssen allerdings rund15 Mal länger belichtet werden als ein heute handelsüblicher 100-ASAFilm: Helles Mittagslicht und Blende acht bedeuten zwei SekundenBelichtungszeit.

ENTWICKLUNG: Das Autochrom wird mit herkömmlichen Chemikalienentwickelt. Belichtete Bereiche werden dunkel, nicht belichtete hell- es entsteht ein Negativ. Wer es gegen das Licht hält, siehtallerdings bereits die Farben durchscheinen. Im letzten Schrittkommen weitere lichtempfindliche Chemikalien zum Einsatz: Sie sorgendafür, dass das Negativ zum Positiv wird - es entsteht einDiapositiv.

RESULTAT ist eine Glasplatte, die bei der Projektion nur an jenenStellen farbiges Licht passieren lässt, an denen sie ursprünglichauch belichtet wurde.

«Viele Autochrome sind bis heute erhalten geblieben», sagt Bodovon Dewitz, Leiter des Agfa Photo-Historamas im Museum Ludwig inKöln. Weil es sich bei der damals verwandten Stärke um ein schnellausbleichendes Naturprodukt handele, dürften die Platten aber nichtdauerhaft dem Licht ausgesetzt werden. Das Museum besitzt eine derkulturhistorisch bedeutendsten Sammlungen zur Geschichte derFotografie.