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Herbert fühlt der Nation den Puls Herbert Gränemeyer fühlt der Nation den Puls: Der Musiker stellt sein Album "Tumult" vor

Von thorsten keller 09.11.2018, 11:00
Herbert Grönemeyer
Herbert Grönemeyer dpa

Berlin - Der Deutschland-Chef von Universal Music sagt, was man so sagen muss, wenn der Premium-Künstler des Labels ein neues Produkt am Start hat. „Diese Platte kommt genau zur richtigen Zeit“, erklärt also Tom Bohne über Herbert Grönemeyers „Tumult“, das am Dienstagabend in einem Berliner Luxushotel erstmals in voller Länge gespielt wird - in Anwesenheit des Künstlers.

Der mehrheitsfähige Befund, dass wir in aufgewühlten, nervösen Zeiten leben, hat Grönemeyer, diesen Fachmann für Gesang gewordene Nervosität, zu seinem Albumtitel inspiriert - 25 Jahre nach „Chaos“. Fühlte er der Nation damals nach den Verwerfungen der deutschen Einheit den Puls, so treibt den Musiker diesmal der grassierende Rechtspopulismus um - und die Frage, wie die Gesellschaft damit umgehen sollte.

Neue Platte: Herbert Grönemeyers „Tumult“ erstmals in voller Länge gespielt

Den weisen Slogan auf der Tafel des Berliner Cafés Kranbar („Reisen hilft gegen Rassismus“) hat Grönemeyer zu einem Song in zwei Sprachen ausgebaut. In „Doppelherz / Iki Gönlüm“ singt der 62-Jährige zwei Strophen auf Türkisch, bei den deutschen Passagen assistiert ihm der Berliner Rapper Andac Berkan Akbiyik alias BRKN.

Der Song wurde im Oktober vorab als Single veröffentlicht - mit wenig überraschendem Ergebnis. „Das Netz ist losmarschiert und hat mir seine Trolle vorbeigeschickt“, erzählt Grönemeyer beinahe vergnügt - und mit der Aura eines Fußballprofis, den es anspornt, wenn er ausgepfiffen wird. „Ich bin es gewohnt, dass man meine Musik nicht mag.“ Der Künstler wählt dazu einen anderen Berufsvergleich: „Ich koche, und wer das nicht essen will, muss in ein anderes Restaurant gehen.“

Neben den politischen Songs auf „Tumult“ singt Grönemeyer auch wieder seine schwerblütigen Piano-Balladen. „Warum“ erinnert an Klassiker des herbertinischen Minnegesangs wie „Halt mich“ oder „Flugzeuge im Bauch“. Auch „Sekundenglück“ beginnt verheißungsvoll, hört sich aber nach dem zweiten Refrain wie eine Coldplay-Nummer an. Das musikalisch interessanteste Stück ist „Fall der Fälle“, mit tröpfelnden Beats und einer prägnanten, aufgewühlten Basslinie.

Das Album „Tumult“ kommt an diesem Freitag in die Läden. (mz)