Henry Fonda - Leinwandheld mit stahlblauen Augen
Hollywood/dpa. - Jane Fonda war lange Zeit nicht gut auf ihren berühmten Vater zu sprechen. Doch 25 Jahre nach Henry Fondas Tod sind die bitteren Gefühle in Bewunderung umgeschlagen.
«Ich bin tief davon berührt, seine Familie hier zu vertreten», sagte die 69 Jahre Schauspielerin Ende Mai unter Tränen bei den Filmfestspielen in Cannes. «Sein Vermächtnis inspiriert mich und macht mich stolz.» Während sie selbst mit der Golden Palme für ihr Lebenswerk geehrt wurde, zollte das internationale Filmfest auch ihrem Vater Tribut, mit einer Aufführung des Klassikers «Die zwölf Geschworenen».
Henry Fonda hatte das Gerichtsdrama selbst produziert und in der Rolle eines Jurors das Ideal des aufrechten, unbestechlichen Amerikaners auf der Leinwand verkörpert. 1957 wurde er für seine Glanzleistung in Berlin mit dem «Goldenen Bären» als bester Hauptdarsteller belohnt. Henry Fonda starb vor 25 Jahren - am 12. August 1982 - im Alter von 77 Jahren an Herzversagen.
Der Sohn eines Druckers, am 16. Mai 1905 im mittleren Westen der USA geboren, studierte zunächst Journalismus, schlug sich dann mit Gelegenheitsjobs durch, bis er als technischer Assistent an einem Kleinstadttheater die Liebe zur Schauspielerei entdeckte. Nach seinem ersten Broadway-Hit in dem Stück «Der Farmer will heiraten» (1934) wurde Hollywood auf den Darsteller mit den prüfenden, tiefblauen Augen aufmerksam. Fonda wurde zum Liebling von Starregisseur John Ford, der ihn gleich für acht Rollen verpflichtete, darunter das Präsidentenporträt «Der junge Mr. Lincoln» (1938) und das Steinbeck-Drama «Früchte des Zorns» (1940), das ihm seine erste Oscar-Nominierung einbrachte.
Fritz Lang setzte ihn in «Gehetzt - Du lebst nur einmal» (1937) und Alfred Hitchcock in «Der falsche Mann» (1957) ein. Unvergesslich ist Fonda als der legendäre Sheriff Wyatt Earp in dem Western «Faustrecht der Prärie» (1946), wenn er lässig mit seinem Stuhl und staubigen Schuhen auf der Veranda wippt und mit ungeheurer Ruhe und minimaler Mimik zum Helden wird.
An der Seite von Anita Ekberg und Audrey Hepburn trat er für die Tolstoi-Verfilmung «Krieg und Frieden» in Europa vor die Kamera. Erst 1968 ließ sich der Hollywoodstar von Italo-Regisseur Sergio Leone dazu überreden, sein nobles Image gegen eine Schurkenrolle einzutauschen. In «Spiel mir das Lied vom Tod» glänzte Fonda als kaltblütiger Revolverheld.
Nach einem halben Jahrhundert auf der Bühne und vor der Filmkamera erhielt Fonda 1981 endlich seine erste Academy-Trophäe, einen «Ehren-Oscar» für sein Lebenswerk. Es war einer seiner letzten öffentlichen Auftritte. Auf einen Stock gestützt, pries der 75-Jährige die Auszeichnung mit der vergoldeten Statue als den «Höhepunkt» seiner langen Karriere.
Als Fonda ein Jahr später für das Familiendrama «Am goldenen See» endlich die langverdiente Trophäe als bester Hauptdarsteller erhielt, war der Schauspieler schon zu krank, um den Oscar persönlich in Empfang zu nehmen. Es war der einzige Film, in dem Vater und Tochter gemeinsam vor der Kamera standen.
Verkörperte er auf der Leinwand meist den aufrechten uramerikanischen Helden, so galt der fünf Mal verheiratete Schauspieler privat als kalt und unnahbar. Der Freitod von Ehefrau Frances Seymour Brokaw im Jahr 1950 überschattete die Beziehung zu seinen beiden Kindern Peter und Jane, die ihm als Schauspieler nacheiferten. «Mein Vater konnte seine Gefühle nicht zeigen. Das war für uns Kinder sehr hart, aber ich habe ihm verziehen, denn er hat sein Bestes versucht», lenkte Jane Fonda später ein.
Auch Peter Fonda (68), der mit dem Kultfilm «Easy Rider» berühmt wurde, hat sich offenbar mit dem Vater ausgesöhnt. Als er vor vier Jahren auf dem «Hollywood Walk of Fame» mit einem Stern geehrt wurde, den auch schon Henry Fonda auf dem berühmten Bürgersteig erhalten hatte, freute sich der Schauspieler, es sei großartig, nun seinem Vater Gesellschaft zu leisten.