Henning Mankell Henning Mankell: Theaterstück thematisiert Mord an Mosambikaner

Stuttgart/MZ. - Der Schwede Henning Mankell, mit Krimis zumWeltstar geworden und bekennender Sozialist,leitet in Maputo, Mosambik, ein Theater. Fürdas Stuttgarter Festival "Afrika (be)trifftEuropa" hat er "Dunkles Brot und tote Blumen"geschrieben - ein Stück vor dem Hintergrunddes Mordes an Alberto Adriano. Am Freitagist es vom Theater tri-bühne uraufgeführtund mit viel Beifall bedacht worden.
Was bleibt nach einem Mord, was hat dazu geführt,will Mankell wissen. Hass und Minderwertigkeitsgefühle,soziale Not, Rattenfängerparolen und Sprachlosigkeit.Die Antworten sind bekannt, aber wir werdensie weiter diskutieren müssen. Vielleichtkommt ja sogar jemand auf die Idee, die Produktionnach Sachsen-Anhalt einzuladen?
Die Regisseurin Edith Koerber hat sich miteinigem Erfolg bemüht, für Mankells spröden,immer um das Warum kreisenden Text szenischeLösungen zu finden - daran, dass die Rahmenhandlungetwas sozialpädagogisch ausfällt, vermag freilichauch sie nichts zu ändern. Hier begegnen sichFelix, der Bruder des ermordeten Stefano,und Hanna, die Freundin seines Mörders.
Hanna ist selbst voller Hass auf alle Fremden,Felix muss sich mit seiner Trauer gegen ihreUnfähigkeit zu trauern behaupten. Er willwissen, weshalb sein Bruder sterben musste.Aber die Täter schweigen. Am Ende wird Hannaes sein, die gegen das Schweigen aufbegehrt.Berührender, auch spannender als der Rahmenist das Binnengeschehen des collageartigenStückes: Eine Szene zeigt Hanna und Rainervor der Nacht, in der Rainer zum Mörder wird.Und vor die Tat ist eine Begegnung von Felixmit seinem toten Bruder montiert. Die Zärtlichkeitder Brüder kontrastiert die anschließendeExplosion der Gewalt krass und ernüchternd,die Szene des Mordes spielt mit Psychologieauf hohem Niveau.
So ist es denn besonders Adelino Branquinho(Stefano) und Martin Rother (Rainer) zu danken,dass die Erwartung an das Stück eingelöstwird. Nach der Tat hockt der Mörder nebendem Leichnam seines Opfers und isst gierigdessen Brot. Ein großes, bestürzendes Bild.Dabei wussten wir es doch: Dass der Hass menschlicheZüge trägt.