1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Helmut Markwort wird 75: Helmut Markwort wird 75: «Mr. Focus» will künftig auf der Bühne singen

Jetzt live

Helmut Markwort wird 75 Helmut Markwort wird 75: «Mr. Focus» will künftig auf der Bühne singen

Von Ralf Beunink 03.12.2011, 09:43
Der Gründer und Herausgeber der Zeitschrift «Focus», Helmut Markwort, in seinem Büro in München (FOTO: DPA)
Der Gründer und Herausgeber der Zeitschrift «Focus», Helmut Markwort, in seinem Büro in München (FOTO: DPA) dpa

München/dapd. - Helmut Markwort gilt als «Mr. Focus». Er hat dasNachrichtenmagazin 1993 gegründet, war bis 2010 Chefredakteur undist nun Herausgeber. Doch auch sonst gilt Markwort als einer derumtriebigsten Medienpersönlichkeiten der Bundesrepublik. AmDonnerstag (8. Dezember) wird Markwort 75 Jahre alt. Mit ihm sprachdapd-Korrespondent Ralf Beunink.

dapd: Sie sind seit rund einem Jahr nicht mehr Chefredakteur,sondern Herausgeber des «Focus». Vermissen Sie die Tätigkeit schon?

Markwort: «Das Tag- und Nachtgeschäft vermisse ich nicht so sehr,wenn ich etwa von Donnerstag auf Freitag bis Mitternacht auf dasletzte Manuskript gewartet habe. Die Konferenzen alsKommunikationstreff, die vermisse ich schon.»

dapd: Die Auflagenentwicklung des «Focus» ist deutlichrückläufig. Lag die durchschnittliche Auflage 2001 noch bei knapp800.000, sind es 2011 nur noch knapp 600.000 Hefte. Wie beurteilenSie das?

Markwort: «Ich glaube, dass die Nachrichtenmagazine ihre Flughöheerreicht haben. Ich sehe da im Moment bei keinem eineSteigerungschance. Die sind alle zufrieden, wenn sie ihr Niveauhalten. Dennoch strengen wir uns jede Woche aufs neue an, ein gutesBlatt zu machen.»

dapd: Welche Gefahr stellt das Internet für den Erfolg vonNachrichtenmagazinen dar?

Markwort: «Selbstverständlich ist das Internet eine großeKonkurrenz auch für Print-Nachrichtenmagazine. Es hat auch keinenSinn, der Minuten- oder Tagesaktualität des Internets mitNachrichtenmagazinen hinterherzujagen. Dennoch werden die Leute nochlange Print-Objekte kaufen, vielleicht etwas weniger, aber diePrint-Redakteure müssen sich anstrengen und um Originalität bemühen.Den Focus wird es auch in zehn Jahren noch geben.

dapd: Geht ihr Blick morgens als erstes in die Zeitung oder dasInternet?

Markwort: »Ich freue mich schon auf die Zeitung. Ich lese mitgroßer Freude die FAZ, weil kluge Kollegen zusammensitzen und sichfür mich ein Paket ausgedacht und zusammen gebastelt haben. Onlinesuche ich eher gezielt nach Informationen.«

dapd: Welche journalistische Position hat Ihnen rückblickend ammeisten Spaß gemacht?

Markwort: »Die Gründung von Radio Gong in den 1980 Jahren wardamals sensationell, das erste deutsche Lokalradio. Von derÖffentlichkeitswirkung und von der gesellschaftlichen Bedeutung warder Focus die wichtigste Sache.«

dapd: Sie haben den Spruch »Fakten, Fakten, Fakten« geprägt. Wiedenken Sie heute darüber?

Markwort: »Ein Spitzenspruch. Der hat sich sowas vondurchgesetzt, das rufen mir die Leute auf der Straße nach. Das isteiner der Klassiker unter den deutschen Werbeslogans.«

dapd: Was raten Sie jungen Journalisten?

Markwort: »Junge Journalisten sollen sich nach vorne drängen. Diesollen den Ball verlangen. Als Volontär war ich auch keinNine-to-Five-Mensch. Ich habe immer 'Hier' geschrien. In der Schulenennt man so einen einen Streber, aber wenn man einen Neigungsberufhat, ist Ehrgeiz völlig legitim.«

dapd: Wie beurteilen sie die Sparmaßnahmen im Medienbereich?

Markwort: »Ich halte die Sparmaßnahmen für ganz gefährlich fürunsere Gesellschaftsform, für die Pflicht zur Aufklärung, aber auchfür die Verleger, die kurzfristig handeln. Wir müssen versuchen, dieZeitschriften und Zeitungen wertvoller zu machen. Wenn ich aber ander Qualität spare, dann verkleinere ich diese Chance, dass wir unsabheben gegen Minutenmedien, und das ist eine ganz gefährlicheEntwicklung. Der Leser merkt es.«

dapd: Welche Zukunftsprojekte haben Sie sich noch vorgenommen?

Markwort: »Ich bin weiterhin ein Radiounternehmer und an vielenRadiosendern beteiligt. Hier arbeite ich an einer weiterenAusdehnung. Zudem geht der «Sonntags-Stammtisch» im BayerischenRundfunk auch 2012 weiter. Außerdem habe ich das Angebot, imkommenden Jahr an der Freilichtbühne in Altusried im Allgäu denOberst Pickering in «My Fair Lady» zu spielen. Da würde ich daserste Mal auf einer Bühne singen.«